24.12.2023
Schmallenberg / Meschede

Wort der Kirchen zum Weihnachtsfest 2023

von Dechant Georg Schröder

Liebe Leserinnen und liebe Leser!

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“

(Lukasevangelium 2,14)

Diese Botschaft der Engel an die Hirten auf den Feldern vor Bethlehem wird in den christlichen Kirchen am Weihnachtsfest verkündet. Der großartig angekündigte Friede wird verknüpft mit dem Menschen, der gerade unter schwierigen Bedingungen geboren worden ist: Jesus von Nazareth. Seine Lebensgeschichte erzählt, wie sehr er Gott gefällt. Er steht unter dem Wohlgefallen Gottes mit seiner Art zu leben und zu lieben, zu reden und zu sterben.

Wirklich? War das Kreuz Jesu nicht alles andere als ein Wohlgefallen Gottes? Waren Leiden und Kreuz nicht alles andere als „Friede auf Erden“? Am Ende verhallt doch die Botschaft vom Frieden. Jesu Blut fließt dahin. Warum? Weil er bis zuletzt gewaltlos blieb. Seine Gewaltlosigkeit wurde ans Kreuz genagelt. Sein Friedenswille wurde besiegt durch Gewalt.

Menschen richten mit ungerechter Gewalt andere hin. Die Friedensbotschaft scheitert immer wieder. Ich begreife es nicht, warum es so viel Hass gegen wehrlose Menschen gibt. Warum mordeten in Israel am 7. Oktober 2023 Hamas-Terroristen, aus dem Gaza-Streifen angreifend, über 1200 Menschen bei einem Musikfestival, in ihren Wohnungen und an ihren Arbeitsplätzen? Warum hört der Angriff Russlands auf die Ukraine nicht auf? Friede auf Erden? Hat es nie gegeben.

Dennoch ist die Botschaft vom Frieden nicht tot zu kriegen. Bei einer Umfrage würde jeder und jede antworten: Ich bin für Frieden, für Gerechtigkeit, für Ausgleich, für Kompromisse, für Verhandlungen usw. Was ist, wenn die angreifende Seite das nicht will? Dann geht der Krieg weiter bis alle Wehrlosen tot sind wie Jesus am Kreuz.

Und trotzdem ist die Botschaft vom Frieden da. Es ist die Botschaft Jesu von einem Leben, das erfüllt ist mit Menschenfreundlichkeit, mit entschiedener Gerechtigkeit, mit der Aufdeckung von Heuchelei und Machtmissbrauch.

Geben wir diesem Frieden Jesu eine Chance unter uns! Er beginnt damit, dass wir die Andersartigkeit des anderen Menschen akzeptieren, und zwar gegenseitig. Einander akzeptieren ohne den anderen Menschen mit Gewalt so machen zu wollen, wie ich meine, dass er oder sie sein müsste.

Wäre das ein Anfang für Frieden? Ich meine Ja. Wie das gehen könnte? Mit Zuhören, Nachfragen, Klären von Standpunkten. Es wäre die gemeinsame Suche nach Wegen, wie Probleme unter uns gelöst werden können. Es sind riesige Probleme, wenn ich an die vielen Geflüchteten bei uns denke. Die Kommunen und viele Ehrenamtliche tun ihr Möglichstes, damit die Lage für alle zufriedenstellend bleibt. Unser Land braucht Menschen, die ungerechte und menschenverachtende Gewalt nicht wollen und nicht ausüben. Mache ich mit?

Und als einer, der an das Geheimnis Gottes in Jesus von Nazareth glaubt, als einer, der darauf vertraut, dass der ungerechte Kreuzestod Jesu hineinreicht in die Gerechtigkeit des Himmels, als solcher hoffe ich, dass der Tod so vieler Unschuldiger in den Kriegen dieser Welt nicht im Nichts endet, sondern dass sie aufgehoben werden in ein ganz neues Leben.

Mit diesen vielleicht für Sie schwer zu ertragenden Gedanken über den „Frieden auf Erden“ grüße ich Sie zum Weihnachtsfest 2023. Dieses „Fest der Feste“ wird nicht sehr „befreit“ stattfinden können angesichts der Kriege, die mit radikal-politischen, teilweise menschenverachtenden, rassistischen und antisemitischen Auseinandersetzungen bis in unseren Alltag hineinreichen. Unter uns leben alte Menschen, die das rechtsradikale Nazi-Regime und den Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Diese mögen von ihren Erfahrungen erzählen und davon, wer oder was sie hat weiterleben lassen.

Gesegnete Weihnachtsfeiertage und ein Jahr 2024 mit Milliarden von Menschen, die Frieden auf Erden wollen und friedlich sind!

Georg Schröder, Dechant