16.10.2021
Meschede

Setzen wir einen Anfang und haben den Mut zum Dienen

Die Bitte scheint einfach zu erfüllen zu sein: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den anderen links neben dir sitzen,“ bitten die beiden Jünger Jakobus und Johannes Jesus im Evangelium dieses Sonntags. Jesus würde darauf heute vielleicht antworten: „Wie ahnungslos seid ihr. Eure Bitte dreht sich doch um Machtspiele, wie wir sie immer wieder erleben. Ob in der Politik oder in der Kirche. Auch im ganz alltäglichen Leben. Ihr wollt Karriere machen, ganz oben stehen, euch gut darstellen, eure Ziele mit allen Mitteln durchsetzen. Glaubt ihr, dass es das ist, was ich – auch von euch – will?!“

Wer von uns kann sich davon freisprechen, gerne im Mittelpunkt zu stehen, Ansehen zu haben, bedeutsam zu sein? Wie oft lassen wir andere dazu links liegen. Missachtung und Mobbing sind alltäglich. Leiden nicht viel zu Viele darunter?

Gibt es einen anderen Weg? „Dienen müssen ist Schicksal, dienen wollen ist christlich“, schreibt der Psychotherapeut Jürgen Kuhlmann.

Sollten wir Christen das nicht endlich wieder lernen? Ich muss nicht der Erste sein, ich muss nicht möglichst viele Ämter haben, ich muss nicht die anderen klein machen, um selber groß zu sein. So agieren Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen. Und die müssen wir in der Tat nicht haben.

„Bei euch aber soll es nicht so sein,“ heißt es schlicht im Evangelium. Setzen wir ein Zeichen – gerade gegen all das, was derzeit in unserer Kirche geschieht. Setzen wir einen Anfang und haben den Mut zum Dienen. Für andere da zu sein. Anderen zu helfen. Nicht immer nur auf mich zu schauen. Aber: Neues wagen! Ideen einbringen! Mich einbringen. Es lohnt sich – für ein gutes Miteinander und zum Aufbau des Reiches Gottes!

Pater Guido Hügen OSB, Abtei Königsmünster