02.07.2024
Schmallenberg-Sögtrop

Glanzvolle Kunstinstallation in der St. Blasius Kapelle in Schmallenberg-Sögtrop

Spiritueller Sommer 2024

Als käme er direkt vom Himmel in die Kapelle, so ergießt sich ein Strang goldener Fäden aus einer Deckenluke in den Sakralraum. Wie Lichtstrahlen durchziehen die glänzenden Fäden, vereinzelt oder miteinander verbandelt eine von Bänken befreite Hälfte der Kapelle. Große goldene Schalen sammeln die Strahlen auf ihrem Weg zum Altar – sind Ruhepol und Kraftquelle. Eine goldene Kugel ruht auf dem Hochaltar, sie lässt sich als Symbol der Vollkommenheit, Göttlichkeit oder auch der Erde interpretieren.

Im Rahmen des Spirituellen Sommers 2024 hat die Künstlergruppe tx02 die bemerkenswerte Rauminstallation „irdisch gespannt, himmlisch berührt“ in Sögtrop geschaffen. Die Ausstellenden der generationsübergreifenden Künstlergruppe sind: Vin Dietsch, Mechthild Jülicher, Luise Kerstan, Susanne Klinke, Ulrike Lindner, Jonas Reinhold und Birgit Reinken. 20 km Goldfäden, 15 Goldschalen, 11 Stunden Klang, 6 textile Worte und eine Goldkugel verwandeln die Kapelle in einen neuen Erlebnisraum. Dem Heiligen Blasius über dem Eingangsportal ist ein goldener Schal um den Hals gelegt, was schon von außen Aufmerksamkeit erweckt.

Im Inneren überrascht den Besucher das raumgreifende Liniengeflecht, das durch unaufdringliche Wandbilder vervollständigt wird, die anstelle der Kreuzweg-Tafeln an den Wänden hängen. Der thematische Ausgangspunkt war das theologische Konzept des `Paradising´, mit dem die Theologen Dr. Sarah Köhler und Dr. Constantin Gröhn dem Paradies einen Platz im Alltag verschaffen wollen. Ist es nicht hilfreich und stärkend, Glück als Leitbild an die Stelle der täglichen ´bad news´ zu setzen? Und es ist eine bemerkenswerte Initiative, dies im idyllischen ländlichen Raum als spirituellen Impuls zu realisieren.

Sechs Künstlerinnen und Künstler der Gruppe tx02 haben nicht nur gemeinsam die raumgreifende golden-strahlende Rauminstallation geschaffen, sondern umfangreich zum Thema Paradies recherchiert und ganz individuell jeweils auf einen Begriff reduziert und in Wort und Bild gestaltet. Auf der einen Seite integriert in das Liniengespinst inspirieren den Besucher die Wort-Bilder „Verwandelt“, „verbunden“, „berührt“. Auf der anderen Seite sind die Begriffe „gespannt“, „geliebt“, „Ge-halten“ anschaulich ins Bild gesetzt. Arkadengänge, Corpora Christi oder ein einzelner Fingerabdruck setzten Zeichen, die im Betrachter vielerlei Assoziationen auslösen. Zugleich sprechen die Wort-Bilder zweier sich festhaltender Hände, das dreifach zierlich gestickte „geliebt“ oder das gehäkelte in einen Stuhlrahmen eingespannte „gespannt“ unmittelbar die Emotionen der Betrachter an.

Die 111-Seelen-Dorfgemeinschaft, insbesondere die Akteure von „Sögtrop erleben“ haben das Projekt und die temporäre Transformation ihrer Kapelle mit großem Engagement begleitet. Die festliche Vernissage wurde musikalisch vom Schülerinnenchor „Unlimited Vox Company“ der Walburga-Realschule Meschede gerahmt. Nach Grußworten von Michael Kloppenburg vom Dekanat Hochsauerland-Mitte, Susanne Falk vom „Netzwerk Wege zum Leben. In Südwestfalen.“ und Magdalene Göddeke sowie Josef Lumme von „Sögtrop erleben“ sprach die Kunsthistorikerin Ariane Hackstein einführende Worte. Das außerordentliche Kunstprojekt lockte zahlreiche Gäste zur Kapelle, so dass der Platz in der Kirche bei weitem nicht ausreichte. Mit diesem gelungenen Projekt erlangte die einst aus Bürgermitteln finanzierte St. Blasius Kapelle einmal wieder die Beachtung, die ihr und Sögtrop gebührt.

 

Text: Ariane Hackstein, Juni 2024

 

Hier der Flyer mit allen Veranstaltungen: Flyer_Kunstinstallation Sögtrop