18.12.2021
Meschede

Die Botschaft der kommenden Tage

Als er Anfang des Monats im Alter von fast 90 Jahren starb, kam mir die Sache wieder in den Sinn: Horst Eckel, der letzte Spieler der Fußballnationalmannschaft von 1954 in Bern. Nachdem vor vielen Jahren am Tag vor Weihnachten mein Vater starb und ich einige Tage nach der Beerdigung seine Brieftasche durchschaute, fand ich in ihr die Eintrittskarte Nr. 02830 des WM-Spiels 24 vom 4. Juli 1954 im Wankdorf-Stadion wieder. Ich wusste wohl, dass mein Vater 1954 in Bern als Zuschauer dabei war, nicht aber, dass er zeitlebens die Eintrittskarte, ein kleines Stück bläuliches Papier, aufbewahrte.

Warum schreibe ich das? Wir gehen auf Weihnachten zu. Aufgrund von Corona ist es auch in diesem Jahr nicht einfach, mit der Situation umzugehen. Die großen, äußeren Dinge werden in der gewohnten Form nicht stattfinden können. Wie die Eintrittskarte, ein Stück unscheinbares Papier, sprechen uns die kleinen, unscheinbaren Dinge und Begegnungen aber oft mehr im Leben an als die großen Ereignisse dieser Welt. Die Begegnung von Maria und Elisabeth im Evangelium des 4. Adventssonntags und besonders der Kern der Weihnachtsgeschichte, die Geburt des Gottessohnes, wie sie uns die Evangelisten Lukas und Matthäus anschaulich schildern und wie wir es in den Weihnachtsdarstellungen und Krippen sehen, bewegen dabei Gemüt und Verstand. Das Kind in der Krippe von Bethlehem bewegt bis heute die Herzen der Menschen: Klein, unscheinbar und doch von großer Wirkung!

Ein zweiter Gedanken zur Eintrittskarte vom Finale in Bern: Mit Weihnachten und der Geburt seines Sohnes lädt Gott uns ein zum „Spiel des Lebens“. Er lädt uns dazu ein, Mitspielerin und Mitspieler zu sein, aus dem Glauben heraus unser Leben zu gestalten, wie wir es auch von den biblischen Personen hören: Maria macht sich im Sonntagsevangelium auf zu ihrer Verwandten Elisabeth, Maria und Josef machen sich auf nach Bethlehem, die Hirten der Heiligen Nacht, die Weisen aus dem Osten…

Aufbruch und Begegnung sowie Erinnerung an ein Ereignis, das das eigene Leben geprägt hat, sind die kleinen und großen Botschaften der unscheinbaren Eintrittskarte von Bern. Aufbruch und Begegnung aus dem Glauben sowie die Erinnerung und Vergegenwärtigung des Weihnachtsereignisses sind die Botschaft der kommenden Tage. An uns liegt es, dabei auch in diesen durch Corona nicht einfachen Zeiten Mitspielerinnen und Mitspieler zu sein und uns ansprechen zu lassen.

Ich wünsche Ihnen und auch mir selbst immer neu die Kraft dazu!

Einen gesegneten Adventssonntag und ein frohes, Zuversicht schenkendes Weihnachtsfest!

Ihr Michael Schmitt, Meschede, Pfarrer im Pastoralverbund Meschede-Bestwig