01.10.2022
Schmallenberg

Dankbarkeit für das Brot

Brot gehört zu unseren Grundnahrungsmitteln. In den letzten Wochen erfahren wir, dass es immer aufwendiger, ja teurer wird, Brot zu backen. Nicht nur die Energiekosten spielen eine preistreibende Rolle, sondern auch die Probleme bei der Lieferung von Korn für die Mühlen. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat auch diese Folgen.

Vielleicht sehen wir nun den Wert des Brotes wieder neu und sind umso dankbarer, dass es da ist.

Brot dient nicht nur der Sättigung. Es prägt unser Miteinander, wenn Brot geteilt wird und man ein Stück abbekommt. Es stiftet Gemeinschaft. Im Christentum hat es deswegen eine zentrale Bedeutung erhalten, denn Jesus verschenkt Brot an die Hungernden. Er sieht sich selber wie Brot, das an die Menschen verteilt wird und ihren Hunger nach Sinn und Gemeinschaft stillt. Er sagt sogar: „Dieses Brot, dass ich verteile, bin ich. Mein Leben ist wie Brot, das ihr esst. Das Brot ist meine Liebe zu euch, Liebe bis in meinen Tod.“

Seine auf ihn sich berufenden Gemeinden erfahren beim Brechen bzw. Teilen des Brotes, dass er da ist, dass er lebt, dass er mit seiner Liebe in ihnen lebendig ist. Sein Brot brechen tun die Gemeinden bis heute. Sie tun es mit großer Dankbarkeit, denn das Brotteilen im Namen Jesu ist verbunden mit dem Dank an Gott, weil er für uns Menschen will, dass wir leben vor und nach dem Tod. Brot ist Zeichen des Todes und des Lebens, denn das Korn wird gemahlen, zerstört und erwacht zu einem Teig, der im Feuer zu schmackhaftem Brot wird.

Brot ist so viel mehr als nur Brot. Kauen des Brotes beruhigt, Teilen des Brotes verbindet, Backen des Brotes erzeugt Wärme und die wohltuende Erfahrung, etwas Gutes für andere getan zu haben.

Wenn wir in diesen Tagen Erntedank feiern, dann sei dieser Dank die Aufforderung, alle Gaben der Erde und der menschlichen Arbeit respektvoll zu behandeln. Sie sind keine selbstverständlich zu kaufenden Produkte. Sie sind abhängig von so vielen Bedingungen der Natur und der menschlichen Zusammenarbeit. Menschen, die an Gott als Schöpfer des Lebens glauben, danken ihm dafür. Ob gläubig oder nicht gläubig, dankbar sein sollten alle für das Leben, die Nahrung und die Arbeitsteilung, wenn sie Brot in den Händen halten, denn Brot ist immer mehr als Brot.

Schließen möchte ich mit einem Brotsegen:

Guter Gott, Schöpfer des Lebens. Wir danken dir für das Brot. In ihm sind wir verbunden mit deiner ganzen Schöpfung, mit Erde und Wasser, mit Sonne und Wind, mit der Arbeit der Menschen.

Segne das Brot und die Menschen, die es teilen und miteinander essen. So gestärkt lass sie das tun, was den Hunger vieler Menschen auf der Erde stillen wird. Amen.

Georg Schröder, Dechant im Dekanat Hochsauerland-Mitte