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Schöpfungsverantwortung

Im Jahr 2015 veröffentlichte Papst Franziskus die Enzyklika „Laudato si“, mit der er auf die Verantwortung der Menschen für die Bewahrung der Schöpfung hinweist. Auf Anregung der orthodoxen Kirchen haben die christlichen Kirchen in Deutschland die Zeit vom 01. September bis zum 04. Oktober zur ökumenischen Schöpfungszeit erklärt. Papst Franziskus fügte dem liturgischen Kalender den 01. September als jährlichen Weltgebetstag für die Schöpfung hinzu. Die ACK Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen hat den „Ökumenischen Tag der Schöpfung“ im Jahr 2021 unter das Leitthema „Damit Ströme lebendigen Wassers fließen“ gestellt.

Der christliche Glaube versteht die Welt und das gesamte Universum als Gottes gute Schöpfung. „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Gen 1,31) Papst Franziskus schreibt in seiner Enzyklika, dass die Erde ein Geschenk Gottes an uns ist und ihre Früchte uns allen gehören. Dieses Geschenk sei jedoch mit Verantwortung verbunden. Der Erhalt der Schöpfung und der Schutz der Umwelt seien jedem Menschen aufgetragen.

Die Sorge um „unsere Schwester, Mutter Erde“ ist aktuell größer denn je: Verschmutzung, Klimawandel, Erderwärmung, Wasserknappheit, Verlust der Artenvielfalt sowie soziale Ungerechtigkeit stehen in Widerspruch zur Schöpfungsverantwortung. Die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen, die Gott uns anvertraut hat, und damit die Folgen für die gesamte Schöpfung, werden immer spürbarer. Im Hinblick auf den hohen Konsumbedarf und die Verschwendung in unserer Welt, macht das päpstliche Rundschreiben bewusst, dass eine Hinwendung zu schlichteren und nachhaltigeren Lebensformen unumgänglich ist. Papst Franziskus‘ Schrift, ist ein Appell, unser „gemeinsames Haus“ zu beschützen, um auch der Menschheit nach uns einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen.

Der Ökumenische Tag der Schöpfung mit seinem zentralen Motiv des lebendigen Wassers, betont den Auftrag an uns alle, die erhaltenen lebensspendenden Gaben dankbar an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.

(Text: Barbara Rickert)

 

Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Papstenzyklika Laudato si‘ sowie weitere Schriften zum Thema Schöpfungsverantwortung herausgegeben:

Laudato si

Vom Wert der Vielfalt – Biodiversität als Bewährungsprobe der Schöpfungsverantwortung

Zehn Thesen zum Klimaschutz

Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag

Der bedrohte Boden

 

Weitere interessante Aspekte zu Laudato si‘ bieten die Aktionsplattform von Laudato si‘ sowie das Projekt der „Lebendigen Kapellen“:

Aktionsplattform Laudato si‘

LebendigeKapellen

livingchapel

thelivingchapel

 

Das Erntedankfest wird in den deutschen Diözesen traditionell am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Damit liegt es in den meisten Jahren innerhalb der Ökumenischen Schöpfungszeit, die am ersten Freitag im September beginnt und mit dem Festtag des hl. Franz von Assisi am 4. Oktober endet.

In der heutigen Zeit sind durch den globalen Handel die meisten Lebensmittel unabhängig von Saison und Region ganzjährig in den Supermärkten verfügbar. Das Erntedankfest, bei dem im Herbst die Altäre in den Kirchen mit heimischen Erntegaben geschmückt werden und Gott dafür gedankt wird, scheint daher fast ein nostalgisches Fest zu sein. Der Überfluss an Lebensmitteln in den Industrieländern hat zu einem verschwenderischen Umgang mit Nahrung geführt. Die existenziellen Abhängigkeiten zwischen Landwirtschaft und klimatischen Einflussfaktoren sind heutzutage vielen Menschen nicht bewusst.

In seiner 2015 veröffentlichten Umwelt- und Sozialenzyklika Laudato si veranschaulicht Papst Franziskus die gegenwärtige weltweite ökologische Krise und verdeutlicht, dass die Ausbeutung der Ressourcen unseres Planeten globale ökologische und soziale Folgen nach sich ziehen. So schreibt er, dass Umweltzerstörung und Hunger in unmittelbarem Zusammenhang stehen: „Außerdem wissen wir, dass etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel verschwendet wird, und dass Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam vom Tisch der Armen geraubt wird.“ Er führt weiter aus, dass durch Erosion, Monokulturen, Dünge- und Pflanzenschutzmittel das Gleichgewicht des Bodens gestört und ein zentraler Teil der Umwelt geschädigt werde. Der Verlust an biologischer Vielfalt, an ökologischem Reichtum und an Lebensraum seien die spürbaren Folgen, von denen insbesondere auch die Ärmeren, deren Lebensunterhalt fast ausschließlich von den natürlichen Ressourcen der Welt abhängt, betroffen seien.

Ein an heutigen Bedingungen ausgerichtetes Erntedankfest sollte daher zum Anlass genommen werden, den Blick über den geschmückten Altar hinaus auf die Bedrohung zu richten, die mit der globalen Wirtschaftsform und ihrer Konsequenz, dem Klimawandel, einhergeht. Jeder einzelne Mensch trägt Verantwortung für den Schutz der Umwelt und den Erhalt der Schöpfung. Schöpfungsverantwortung heißt ökologisches und soziales Handeln.

Sich am Erntedankfest bewusst beim Schöpfer zu bedanken und sich zu vergegenwärtigen, dass nicht auf alles ein unbegrenzter Anspruch besteht, ist heute aktueller denn je. Und das schließt auch den Blick auf jene Menschen mit ein, die nicht aus dem Vollen schöpfen können, sondern hungern müssen. Denn Dankbarkeit ist die Erkenntnis, beschenkt zu sein, beschenkt mit den Gaben der Schöpfung.

(Text: Barbara Rickert)

 

Ein Beispiel für moderne Landwirtschaft unter Berücksichtigung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist der Biohof Vausshof in Salzkotten-Scharmede. In einem Beitrag der ZDF-Drehscheibe stellt die Hofgemeinschaft ihre Idee der solidarischen Landwirtschaft vor.

Klaus Danne, Pastor im pastoralen Bereich Fredeburger Land und seit dem 01. Oktober 2021 Verantwortlicher für den Bereich „Bewahrung der Schöpfung“ im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe, hat sich mit dem Imker Winfried Kieserling und dem Dekanatsreferent Michael Kloppenburg am Bienenlehrpfad in Oberhenneborn getroffen. Themen ihrer Unterhaltung waren Umweltschutz und Glaube sowie der wertvolle Beitrag der Bienen zur Bewahrung der Schöpfung. Das Videodokument ihres Treffens ist unterlegt mit dem Instrumentalstück „Look at the world“ von John Rutter, welches vom Mescheder Ensemble „Bogen, Blech und Taktstock” eingespielt wurde.

 

Ergänzende Informationen zum Thema Bienen und Imkerei bieten die nachstehenden Seiten:

Ein Stück Seligkeit

Der perfekte Bienenstandort

15.000 Bienen bevölkern die katholische Kirche

Es gibt kein schöneres Lob Gottes als das Summen der Bienen

Süsses Gold vom Hohen Dom

Der süße Stachel

Von und mit fleißigen Bienen lernen

Was die Kirche von den Bienen lernen kann

Bienenfreundliche-Fronleichnamsteppiche

Auf dem Gipfel des bei Meschede gelegenen Berges „Vogelsang“ haben die jungen Musiker*innen des Ensembles „Bogen, Blech & Taktstock“ ein Musikvideo zum von ihnen eingespielten Stück „Look at the world“ produziert. John Rutter, britischer Komponist von Chor- und Kirchenmusik, vertonte mit „Look at the world“ den Psalm 104 („Lob an Gottes Schöpfung“). Vor dem beeindruckenden Naturpanorama und mit ihrer eigenen instrumentalen Interpretation des Stückes haben „Bogen, Blech & Taktstock“ einen wertvollen musikalischen Beitrag zum Schwerpunktthema unseres Dekanates der „Schöpfungsverantwortung“ geleistet.

Bei der Premierenfeier am 07. Oktober 2021 im Café Pan wurde das Video der Öffentlichkeit präsentiert.

Mit Ratgebern und Broschüren stellt das Erzbistum Paderborn hilfreiche Informationen zum Thema Klimaschutz zur Verfügung:

 

Beim Klimaschutz in die Umsetzung gehen

Klimaschutzkonzept des Erzbistums Paderborn

Faire Gemeinde

 

Belletristik - Literatur zum Thema Bienen

Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen – sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.

 

Roman Diogenes (2021)

England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.

 

btb  (2018)

 

 

 

Bienen sind sehr besondere Wesen. Wie es diesen kleinen, fleißigen Wesen ergeht, wie wir Menschen mit ihnen umgehen – das ist ein Seismograph für den Zustand unserer Welt.
Das Thema Bienen ist heute in aller Munde. Wer aber sind die Imker? Ulla Lachauer, für ihre Reportagen vor allem über Osteuropa vielgerühmt und preisgekrönt, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Regionen Europas bereist und mit Imkern gesprochen. Der Bogen ihrer Erkundungen ist weit gespannt: von der Ostseeinsel Gotland über die Lüneburger Heide bis nach Stuttgart und in den Schwarzwald, von den französischen Pyrenäen über Kärnten bis Ljubljana, vom böhmischen Isergebirge bis in die russische Exklave Kaliningrad. Ihr Buch enthält vierzehn Porträts passionierter Imker, unter anderem das eines jungen Syrers, der vor dem Krieg in seinem Heimatland mit seinem Vater fünfhundert Bienenvölker hielt und mittlerweile in Deutschland einen Neuanfang wagt.
Welche Rolle hat das Imkern für das Leben und Überleben gespielt? Wie gehen die «Bienenmenschen» heute mit den Herausforderungen der Globalisierung um, mit dem wachsenden touristischen Interesse an Bienen, aber auch mit Bedrohungen wie der gefürchteten Varroamilbe? Wie greifen Politik und Krieg in den Mikrokosmos Bienenhaltung ein? Und was kann ein Imker aus seiner besonderen Erfahrung heraus uns über Natur und Gesellschaft mitteilen?
Eine spannende, vielschichtige Erkundungsreise, geprägt von der für Ulla Lachauer typischen Empathie für die Menschen, denen sie begegnet.

 

rororo (2020)

Dominante Königinnen, streitbare Benediktinermönche, Pu der Bär und Honig-Sommeliers: Lotte Möller schildert, weshalb Bienen die Menschen seit jeher faszinieren; und weshalb sie für uns weit wichtiger und wertvoller sind, als wir gemeinhin annehmen. Die schwedische Journalistin und Hobbyimkerin nimmt uns mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten und Jahrhunderte. Ein hinreißender Band mit mehr als 200 Abbildungen und Lesebändchen, der ein Streifzug durch die Natur und durch die Kulturgeschichte ist – aber auch eine Liebeserklärung an eine vor dem Aussterben bedrohte Tierart.

 

btb (2019)

Mitte dreißig nahm Olaf Nils Dube seinen Mut zusammen, schmiss seinen verantwortungsvollen Posten hin und zog in einen Zirkuswagen am Stadtrand von Berlin, wo er mit der Imkerei begann. Damals bekam er von allen Seiten zu hören: »Davon kann man doch nicht leben!« Doch genau das gelang Dube mithilfe seiner Bienen. Denn die sind, nach zehn Millionen Jahren Evolutionsgeschichte, schließlich ebenfalls echte Überlebenskünstler!

In seinem Buch erzählt Dube, was er von den Bienen lernen konnte, worauf es beim Imkern ankommt, was es mit dem Bienensterben auf sich hat und warum Bienenstöcke wahre Schatztruhen sind. Vor allem aber beschreibt er die berührende Geschichte unserer jahrtausendealten Freundschaft zu einer Art, die uns Menschen noch nie brauchte, während wir ohne sie innerhalb von kürzester Zeit zugrunde gehen würden.

 

it (2020)

DAS WUNDER IN DEN KLEINEN DINGEN
Nach zahllosen Umzügen hat Helen Jukes etwas verloren: das Gefühl, irgendwo hinzugehören.
Keine ihrer Liebesbeziehungen hat den ständigen Adressenwechsel länger als neun Monate überstanden. Zudem arbeitet sie in einem fensterlosen Großraumbüro, in dem nicht einmal eine Topfpflanze überlebt. Als ihr eine Kolonie von Honigbienen geschenkt wird, stürzt sie sich in das Leben mit einem Bienenstock, und alles wird anders. Die Bienen geben Helen endlich ein Gefühl von Heimat.
Auf faszinierende Weise beschreibt die Autorin das Handwerk der Imkerei und die Kulturgeschichte der Bienen.Sie erzählt aber auch, wie heilsam es für sie war, sich um andere Lebewesen zu kümmern.

»Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist ein besonderes, wunderschönes und überraschendes Buch, das man nicht mehr vergisst. Seine Choreografie ist so präzise wie die Bewegungen der Bienen in einem Bienenstock.«

Dumont (2018)

Bienen und Honig faszinieren Menschen seit jeher: Sie sind fleißig, in ihrem Volk herrscht eine klare Ordnung und ohne sie gäbe es weder Honig noch pflanzliche Artenvielfalt. Schon in der Bibel finden sich viele Bezüge zu den schwarzgelben Insekten. Ulrich Beckwermert zeigt in diesem Buch faszinierende Verbindungen zwischen dem Volk der Bienen und dem der Kirche auf und beschreibt, was die Kirche für mehr Nachhaltigkeit lernen sollte: „Wir haben als Kirche die Verantwortung, uns für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen“. Neben viel Wissenswertem über das Leben der nützlichen Insekten berücksichtigt er geistliche Bezüge ebenso wie seine eigenen Erfahrungen als Imker. Ein informatives wie unterhaltsames Buch über Bienen, Honig und das Imkern und welche Bedeutung dieses Bild aus der Natur für Kirche und den persönlichen Glauben hat. Mit zahlreichen Illustrationen.

 

Bonifatius Verlag (2022)

Die Biene spielt eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem: Als Bestäuberin zahlreicher Nutzpflanzen sorgt sie nicht nur für deren Verbreitung, sondern auch für unsere Nahrung. In diesem Buch efahren Sie alles Wissenswerte über das Leben dieser fleißigen Insekten.

 

Neuer Kaiser Verlag (2020)

„Als er im Krankenhaus lag, sollte ich Opa versprechen, dich den Islam zu lehren, wenn er nicht mehr da ist, unseren Islam, den Islam, mit dem ich aufgewachsen bin.“ So beginnt ein Vater Abend für Abend seiner Tochter zu erzählen – nicht nur von seiner eigenen Religion, sondern von dem, was alle Gläubigen eint, von Gott und dem Tod, von der Liebe und der Unendlichkeit um uns herum. Dieses sehr persönliche Buch ist nicht nur Verzauberung und literarisches Meisterstück, sondern ein wahrer Erkenntnisgewinn, gerade weil Navid Kermani auch ins Dunkle zu schreiben wagt und damit seiner, unserer Ratlosigkeit einen Ausdruck gibt. Und weil seine Sprache, seine Offenheit, sein Wissen aus zwei Kulturen einzigartig sind, so hell und so tief.

S. 61-62: Im Kapitel „Schwarzes Licht“ schreibt der Autor über das Staunen, die Naturforschung, das mystische in allem und kommt in diesem Zusammenhang auch auf seine Erfahrungen mit Bienen zu sprechen:

Und Dein Herr offenbarte der Biene…

 

 

 

 

Am 20. Mai 2022 wird der Weltbienentag (World Bee Day) gefeiert. Mit diesem Aktionstag soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen und der Bienenzucht geschärft und die Öffentlichkeit über wichtige Imkereiveranstaltungen auf der ganzen Welt informiert werden. Der Weltbienentag wurde auf Initiative Sloweniens durch die Vereinten Nationen am 20. Dezember 2017 eingeführt und erstmals am 20. Mai 2018 veranstaltet. Dieses Datum geht auf den Geburtstag des Tschechen Anton Janša, einem Pionier der modernen Imkerei, zurück.

Bienen sind nicht nur einer der wichtigsten Bestäuber, um die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit, eine nachhaltige Landwirtschaft und die biologische Vielfalt zu gewährleisten. Sie tragen auch wesentlich zur Eindämmung des Klimawandels und zum Umweltschutz bei. Langfristig kann der Schutz der Bienen und des Bienenzuchtsektors dazu beitragen, Armut und Hunger zu verringern sowie eine gesunde Umwelt und biologische Vielfalt zu erhalten. Mehr als ein Drittel unserer Nahrungsmittel würden ohne das Zutun der Bienen, also ohne Bestäubung, nicht gedeihen. Das Überleben der Menschheit ist deshalb stark von Bienen abhängig.

Die Bienen sind jedoch in ihrer Existenz durch Pestizide, Schädlinge, Krankheiten, Monokultur und den Klimawandel zunehmend gefährdet. Nach Angaben des deutschen Imkerbundes ist allein in Deutschland die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute weniger als eine Million zurückgegangen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können aus Sicht der Veranstalter des Weltbienentages der Schutz der Bienen und ihrer Lebensräume gewährleistet werden.

 

 

Ulrich Beckwermert

Wie das Summen der Bienen

Was die Kirche von Honigbienen lernen kann

 

Passend zum Weltbienentag lenkt der Osnabrücker Generalvikar und begeisterte Hobbyimker Ulrich Beckwermert mit seinem im März 2022 erschienenen Buch „Wie das Summen der Bienen – Was die Kirche von Honigbienen lernen kann“ die Aufmerksamkeit auf das schwarz-gelbe Insekt und zeigt Analogien zwischen dem Bienenvolk und dem Kirchenvolk auf:

In der guten Organisation und dem einträchtigen Miteinander der Bienen sieht der katholische Theologe ein Vorbild für das Zusammenleben von Christen und Nicht-Christen. Ulrich Beckwermert, der seine eigenen vier Bienenvölker im Garten des Osnabrücker Priesterseminars aufgestellt hat, vergleicht die Welt der Bienen mit dem menschlichen Zusammensein und zieht dabei interessante Schlüsse.

Ein Bienenvolk besteht aus 50.000 bis 60.000 Arbeiterinnen und mehreren hundert männlichen Bienen, den Drohnen. Zusammen mit der Bienenkönigin bilden sie den Bienenstaat. „Eine Biene allein vermag nichts. Sie kann nur in einer Gemeinschaft mit anderen Artgenossen leben“, so Beckwermert. Die Bienenkästen, die im tiefen Winter leblos erscheinen, erinnern ihn an die unbelebten Kirchen. Durch den Missbrauch Schutzbefohlener und den Finanzskandal befinde sich auch die Kirche momentan im übertragenen Sinn in einem tiefen Winter, erläutert der Theologe. „Wer daran vorbeigeht, erkennt kein Leben, aber wer sich nähert und klopft, wird sich wundern, wieviel Leben hinter diesen Türen steckt.“ Und auf jeden Winter folgt dann ein Frühling. So wie die Bienen, setzt auch Beckwermert auf diese Gewissheit, und hofft, dass auch die Kirche einen Frühling und einen neuen Aufbruch erleben wird.

Ulrich Beckwermert, der als Generalvikar an der Leitung des Bistums Osnabrück mitwirkt, beschäftigt sich intensiv mit der Frage der Nachhaltigkeit und betont, dass die Kirche die Verantwortung trägt, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Jesus sei hier mit bestem Beispiel vorangegangen und hat auf die Schöpfung verwiesen, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Bibelstelle „Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum“ (Matthäus 24,32), hat ihn dabei besonders ermutigt. Die Schöpfung, so Beckwermert, helfe dabei, die frohe Botschaft Jesu, das Evangelium, besser zu verstehen. Und die Schöpfung zu begreifen, helfe, die Kirche und ihren Verkündigungsauftrag tiefer zu erfassen. Die Beschäftigung mit den Bienen ist für ihn daher auch deswegen so wertvoll, weil die Bienen als Teil der Schöpfung etwas von Gott offenbaren. Er beschreibt in seinem Buch, warum Nachhaltigkeit und Artenschutz zutiefst christliche Themen sind. Die Schöpfung ist „…eine Offenbarung, eben weil sich Gottes Wirken darin offenbart – und sein Wirken ist schlichtweg die Liebe.“

Dass die Biene durch ihre Existenz das Überleben anderer Lebewesen sichert, lässt sich, laut Beckwerwert, auch auf das menschliche Zusammenleben übertragen. Wenn dem Menschen und allen Geschöpfen in der Natur gutes Leben ermöglicht werde, „…geht die ganze Schöpfung ihrer Vollendung entgegen“, schreibt der Theologe. „Der Mensch braucht die Biene für seine Zukunft.“ Bienen spielen im Ökosystem eine wichtige Rolle, denn sie produzieren nicht nur Honig, sondern bestäuben einen Großteil der Nutz- und Wildpflanzen. Nimmt das weltweite Bienensterben noch weiter zu, so hat das fatale Folgen für die Biodiversität und Artenvielfalt, die der Mensch zum Überleben braucht. Dieser Sinnzusammenhang, und dass es bei den Bienen nichts gibt, das sinnlos ist, fasziniert den Geistlichen. Alle Bienen haben eine Aufgabe und er als Imker leistet einen Beitrag, um den Fortbestand der Bienen zu sichern.

Wenn im Mai oder Juni Tausende Bienen aus dem Stock schwärmen, um zusammen mit der alten Königin Platz für eine neue Königin zu machen, beginnt die Suche nach einer neuen Behausung. Die Kundschafterbienen haben die wichtige Aufgabe, ein neues Zuhause zu finden. Dabei kommunizieren sie mit Tanzbewegungen und versuchen, die anderen von ihren Vorschlägen zu überzeugen. Der Entscheidungsprozess fällt in einem „freundlichen Wettbewerb.“ Beckwermert, der auch hierin eine Botschaft für das Kirchenvolk erkennt, zitiert zu diesem Prozess den US-amerikanischen Verhaltensbiologen Thomas Dyer Seeley: „Von den Bienen können wir etwas Wertvolles lernen: Ein offener, fairer Wettbewerb der Ideen ist eine kluge Lösung der Aufgabe, eine Entscheidung auf Grundlage zahlreicher Informationen, die sich über eine Gruppe von Individuen verteilen, zu fällen.“ Beckwermert stellt fest, dass auch die Kirche der Zukunft ihre Beheimatung nur gemeinsam (synodal) und nicht durch eine Person allein (solo) finden kann.

Seine wichtigsten Erkenntnisse für das Leben im Bienenstock hat Ulrich Beckwermert am Ende seines Buches in kurzen Leitsätzen und in Anlehnung an die zehn Gebote in „10 Stockgeboten“ zusammengefasst:

  1. Du sollst vertrauen
  2. Du sollst fliegen
  3. Lebe nicht für Dich allein
  4. Tanze Deine Botschaft
  5. Sei wachsam
  6. Du sollst bauen
  7. Kenne Deine Herkunft
  8. Schätze die Verborgenheit
  9. Sorge für frischen Wind
  10. Riskiere Dich und lass Dich beschützen

Den Honig, den seine Bienenvölker im Garten des Osnabrücker Priesterseminars produzieren, gibt Ulrich Beckwermert gegen eine kleine Spende ab und lässt den Ertrag gemeinnützigen Zwecken zukommen. Das Summen der Bienen zu hören ist für ihn immer wieder eine große Freude: „Es gibt kein schöneres Lob Gottes, als das Summen der Bienen.“

 

(Text: Barbara Rickert)

 

 

 

 

 

Seelenverwandte – Sie leben in komplexen Systemen, wo sie einander öfter helfen, als sich abzustechen. Was der Mensch von der Biene über den Sinn des Lebens lernen kann, beschreibt der Imker und Mediator Christoph Paul.

Das Interview von Andreas Öhler erschien am 18. August 2022 in „Christ & Welt“, der Wochenzeitung für Glaube, Geist, Gesellschaft:

Christ-Welt-34-2022-18.08.2022[1]

Christ-Welt-34-2022-18.08.2022[2]