Firmpastoral
Das Sakramant der Firmung wird in diesem Jahr durch Weibischof König gespendet.
Hier die aktuellen Termine:
St. Severinus Calle | 15.11.2024 | |
St. Andreas Velmede | 16.11.2024 | |
St. Walburga Meschede | 16.11.2024 | |
Mariä Himmelfahrt Meschede | 17.11.2024 | |
St. Pankratius Reiste | 22.11.2024 | |
St. Antonius Eins. Fleckenberg | 23.11.2024 | |
St. Hubertus Dorlar | 23.11.2024 | |
St. Georg Bad Fredeburg | 24.11.2024 | |
Wer sich heute der Jugend zuwendet, bekommt es sogleich mit einer Buntheit von verschiedenen Lebenslagen und Lebenssituationen zu tun. Die Lebenswelten junger Menschen differenzieren sich immer weiter aus. Die Jugend gibt es nicht (mehr).
Zugleich stehen die, die in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv sind, vor einer neuen Vielfalt und Vielortigkeit der gesamten Seelsorge inmitten tiefgreifender binnenkirchlicher Umstrukturierungen.
Und so stellen sich viele engagierte Christen in unseren Gemeinden die Frage: „Was kann, was muss die Kirche tun, damit sich angesichts rasanter Veränderungen auch in Zukunft junge Menschen in ihr beheimaten?“ Sie stellt sich besonders drängend den Personen, welche sich in der Vorbereitungszeit auf die Spendung des Firmsakramentes Jugendlichen in einer anstrengenden Lebensphase als Wegbegleiter zur Verfügung stellen.
Diese Frage ist bekanntlich nicht leicht zu beantworten. So wurde im Dezember 2009 die „Fachkonferenz Jugend“ des Dekanates Hochsauerland-Mitte im Rahmen einer Dekanatspastoralkonferenz mit Weibischof Hubert Berenbrinker beauftragt, ein neues und gemeinsames Konzept der Firmvorbereitung für das Dekanat zu entwickeln. Dieses neue Firmkonzept ist nun von der Dekanatspastoralkonferenz einstimmig beschlossen worden.
Der Begriff „Firmung“ leitet sich vom lateinischen „confirmatio“ her, was mit Stärkung übersetzt werden kann. Firmung meint eine Stärkung des eigenen Glaubens, der eigenen Verwurzelung und der eigenen Überzeugung aus dem christlichen Glauben zu leben. So geht es den Verantwortlichen in den Gemeinden und Pastoralverbünden im Dekanat Hochsauerland-Mitte in der Firmvorbereitung um die „Gabe des Glaubens“, die jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenenalter neu entdecken (können), um als Christen gesendet und beauftragt zu sein. Die jungen Christen sagen in der Firmfeier JA zu dieser Sendung, zu der der Bischof im Zeichen der Handauflegung beauftragt. Es ist die Sendung zum Apostolat, zum Bezeugen des christlichen Glaubens im eigenen Alltag.
Die Firmvorbereitung
Die Firmvorbereitung hat dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie ihre Lebensbedeutsamkeit durch Orientierung an der Lebenswelt und den Lebensfragen der Jugendlichen beweist. Der ehemalige Jugendbischof Franz-Josef Bode hat den Ausgangspunkt aller Formen und Zukunftsüberlegungen der Jugendpastoral in folgenden Grundfragen (junger) Menschen zusammen gefasst:
- „Wie gelingt mein Selbst? Wie kann ich selbst-fähig werden?
- Wie gelingen meine Beziehungen? Wie werde ich beziehungs- und wir-fähig?
- Wie gelingt meine Zukunft? Die Angst vor dem, was in Zukunft auf mich zukommt, prägt heute alle Generationen, wenn auch in unterschiedlicher Weise.
- Wie sinnvoll ist das eigentlich, lohnt sich das? Das ist oft noch nicht die Frage nach dem Sinn des Ganzen, sondern erst einmal nach der Sinnhaftigkeit für mich selbst.
- Aber dann auch: Gibt es so etwas wie einen Sinn, der über mich hinausführt, so etwas, das wir Gott nennen?“
Thematisch-inhaltliche Abknüpfungspunkte dafür gibt es viele, nur einige wenige sind hier aufgezählt: Angst vor Ablehnung – Zukunftssorgen – Hoffnung auf Erfolg und sozialen Aufstieg – lieben und geliebt werden – Gruppenzwang – Geltung – Konsum – Selbstwert – Wertigkeiten im Leben – stark und gut sein – das Schöne und Abgründige im Leben – Krankheit, Sterben und Tod – …
Die Firmvorbereitung (der Firmweg) spannt sich zwischen den Aufgaben, Jugendlichen Begleitung auf dem Weg zum eigenständigen erwachsenen Menschen anzubieten, und ihnen religiöse Erfahrungen zu ermöglichen. Der Firmweg geht von der Grundannahme des so genannten mystagischen Ansatzes aus, nach der die Gotteserfahrung in der konkreten Alltagserfahrung des Menschen enthalten ist. Mystagogie heißt Hinführung zum Geheimnis. Geheimnis bedeutet in dem Fall der Mensch, und zwar der Mensch mit seiner Beziehung zu Gott, zu dem der Mensch geführt wird. Ausgangspunkt ist hierbei die Frage: Wo ist Gott in meinem Leben? Und welche Rolle soll er spielen? Knapp formuliert bedeutet das: Im Mittelpunkt der Verkündigung steht der Mensch.
Im Bewusstsein der Bedeutung der Firmung und der gewandelten Situation stellte sich im Verlauf der Erarbeitung des neuen Firmkonzeptes immer dringender die Frage, ob auf die klassenweise Hinführung zur Firmung verzichtet und das Alter für den Firmempfang angehoben werden soll. Weil ein mündiges Glaubenszeugnis immer wichtiger wird, ist die Hinführung zur Firmung an die Schwelle/zu Beginn des Erwachsenenalters besonders angezeigt. Gewiss, der heilige Geist wirkt wann und wie er will. Demnach ist der Empfang des Firmsakramentes zuallererst eine Gabe und ein Geschenk Gottes. Dieses Geschenk kann der junge Mensch annehmen, er darf dazu aber auch „Nein sagen“. Dies entbindet aber die für den Firmweg Verantwortlichen nicht von der Sorge, eine bessere Empfangsbereitschaft, welche dem Wirken des Geistes weniger menschliche Grenzen setzt, ins Auge zu fassen.
Die Dekanatspastoralkonferenz hat sich mittelfristig für die Heraufsetzung des Firmalters ab 16 Jahren ausgesprochen. Also: Grundsätzlich sollen junge Menschen im 17. Lebensjahr (und darüber) mit der Firmvorbereitung beginnen. Dies soll schrittweise umgesetzt werden. Für die Firmung im Herbst 2011 werden die Jugendlichen des jetzigen 9. Schuljahrs angesprochen und zur Vorbereitung darauf eingeladen – also nur noch ein Jahrgang. Ab dem Jahr 2013 greift dann eine Stichtagsregelung, d. h. wer zu dem Stichtag das 16 Jahre alt ist, kann den Firmweg beginnen.
Firmung ab 16 ist eine Herausforderung und eine Chance für die Firmlinge wie für die ganze Glaubensgemeinschaft, die sie auf den Empfang des Sakramentes vorbereitet und sie begleitet.
Die Heraufsetzung des Firmalters von der schulischen Sekundarstufe 1 an die Schwelle zum Erwachsenenalter ermöglicht, den Abschluss der kirchlichen Initiation bewusster zu vollziehen. Wer sich auf den Firmweg begibt, zeigt Interesse und Verantwortung für die Glaubensgemeinschaft der Kirche. Mit diesem Entscheid sollen die jungen Menschen in ihrem Glauben ernst genommen und ihnen wichtige Impulse für das Leben gegeben werden.
Gegenüber Firmung ab 16 sind Ängste und Bedenken verständlich, ist dieser Firmweg doch für viele eine neue Weise der Verkündigung. Dabei wird die Gewohnheit aufgegeben, die Firmung in der 9./10. Klasse zu feiern. Eltern und Firmverantwortliche können sich nicht mehr automatisch auf ein Erwachsenen-Kind-Verhältnis mit seinen klaren Hierarchien abstützen. Auch ist mit Widerstand oder Desinteresse zu rechnen.
Manche Fragen tauchen auf: Sind die jungen Erwachsenen in diesem Alter überhaupt noch erreichbar? Sind sie für eine Glaubensverkündigung zu motivieren? Sind die Erwachsenen fähig, die jungen Erwachsenen als ebenbürtige Partner ernst zu nehmen? Wie lässt sich heute eine religiöse Praxis und christliche Glaubenshaltung einüben? Ist die Pfarrei fähig und bereit zur Umstellung? Haben die Eltern versagt, wenn sich ihr Kind nicht firmen lässt?
Bei der Einführung von Firmung ab 16 muss den Gemeindemitgliedern für diese Fragen und Bedenken Platz eingeräumt werden. Sie sollen aber auch die Chancen erkennen, die mit der Verschiebung des Firmalters gegeben sind. Das Dekanatsteam sowie Mitglieder der „Fachkonferenz Jugendarbeit“ sind gerne bereit, den Verantwortlichen und Interessierten aus Kirchengemeinden das neue Firmkonzept vorzustellen.
Gelingen kann dies sicherlich nur in der wertschätzenden Begegnung und Wegbeleitung durch glaubwürdige Personen unterschiedlichen Alters, die stellvertretend für die Gemeindemitglieder mit den Jugendlichen auf dem Firmweg sind und Zeugnis geben von ihrem Glauben. Die Erfahrungen zeigen, dass dies für sie selbst eine Herausforderung ist. Miteinander auf dem Firmweg gehen heißt: Miteinander offen und ehrlich die Vielfalt menschlicher Existenz zu entdecken und miteinander im Glauben zu wachsen. Die Entdeckung des Glaubens darf keine Einbahnstraße sein – Jugendliche können von Erwachsenen vieles lernen, aber auch umgekehrt. Eine gute Firmvorbereitung muss ein Dialog sein, ein Dialog, der für beide Seiten Konsequenzen hat.
Dazu braucht es Menschen, die sich selbst ihrer geheimnishaften Existenz in Beziehung zu Gott bewusst sind und so als Mentoren junge Menschen an ihrem Alltag, ihrem Leben und ihrem Glauben teilhaben lassen.
Solche Menschen sind da – sie müssen allerdings noch gezielter gesucht und dazu befähigt werden, mystagogische Wege gemeinsam mit jungen Menschen zu gehen.
Was ist Firmung eigentlich? Was ist ein Sakrament? Wie ist Firmung entstanden? All diese Frage greifen die folgenden Links auf von www.katholisch.de auf:
- Wissenswertes zur Firmung
- Fragen und Antworten zur Firmung
- Sakramente erklärt
- Gestaltung der Familienfeier
- Vielfältigkeit von Firmvorbereitungskursen
- Wege der Firmvorbereitung – zeitgemäße Katechese
Videos
https://vimeo.com/58205505
Texte und Buchempfehlungen
Ein Beitrag von Christa Grünenfelder und Ludger Hiepel
„[Name], sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Mit diesen Worten ruft der anwesende Bischof bei der Firmung den Hl. Geist auf die Firmbewerberinnen und Firmbewerber und erinnert an das Ereignis von Pfingsten. In der Apostelgeschichte lesen wir: „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt …“ (Apg 2,3-4). Im Bild des Feuers spricht der Autor der Apostelgeschichte von der Stärkung der Urgemeinde nach den erschütternden Passions- und den unglaublichen Ostererfahrungen. Gemeinsam werden sie zu „Feuerzeugen“ für die Sache Jesu. Doch ist das biblische Sprechen von Feuer vielschichtig und begegnet uns in der auch in unserem Alltag erfahrbaren Ambivalenz, denn Feuer kann bekanntlich sowohl wärmen als auch verbrennen. Es erscheint daher sinnvoll, den biblischen Bedeutungen von Feuer nachzugehen und die großen Linien aufzuzeigen.
Der hebräische Begriff für Feuer (ʾēš) kommt im Ersten Testament 380mal vor, der griechische Begriff (pyr) findet sich 73mal in den Schriften des Neuen Testaments, dazu kommt der verwandte Begriff (kạụma), der 15mal belegt ist. Grundsätzlich lassen sich bei der Verwendung: (1) der menschliche und (2) der göttliche Bereich unterscheiden. Zum ersten Bereich gehört der alltägliche Gebrauch des Feuers z.B. bei der Metallverarbeitung, als Herdfeuer und wärmender Ofen aber auch als Mittel der Zerstörung im Krieg. Zudem taucht es als bedrohliche Naturgewalt auf. Im übertragenen Sinne wird es für die Beschreibung zwischenmenschlicher Regungen verwendet, etwa als Bild für Verleumdung, Zank und Wollust. Es ist Ausdruck zorniger und wütender Emotionen sowie im positiven Sinne für das entbrannt Sein für jemanden – sowohl Mitmenschen als auch Jesus – oder etwas. Eine wichtige Rolle spielt das Feuer im Kult, wo göttlicher und menschlicher Bereich in Kontakt treten.
Im zweiten Bereich dient Feuer als Zeichen der himmlischen Sphäre, etwa in alttestamentlichen Theophanien, beim erhöhten Christus oder an Pfingsten. Dabei kann es sowohl die stärkende (Schutz, Wegweisung) als auch die bedrohliche Seite (Machtdemonstration, Gefahr) des Göttlichen in Szene setzen. Sowohl Gerichts- als auch Endzeitvorstellungen verbinden sich mit dem Bild des Feuers, welches als eine reinigende Kraft fungiert, die das Böse vernichtet. In engem Zusammenhang damit steht die Vorstellung einer Feuerhölle als Gegenbild zu der göttlichen Sphäre, nämlich einem Ort der Gottesferne. Vergleichbar ist zudem die Situation der Prüfung im Bild eines Feuerofens.
Vorschläge für die praktische Arbeit:
1. Vorschlag: Jesus Sirach 48,1-11
Der Text:
„1Da stand ein Prophet auf wie Feuer (pyr), seine Worte waren wie ein brennender Ofen. 2Er entzog ihnen ihren Vorrat an Brot, durch sein Eifern verringerte er ihre Zahl. 3Auf Gottes Wort hin verschloss er den Himmel und dreimal ließ er Feuer (pyr) herniederfallen. 4Wie Ehrfurcht gebietend warst du, Elija, wer dir gleichkommt, kann sich rühmen. 5Einen Verstorbenen hast du vom Tod erweckt, aus der Unterwelt, nach Gottes Willen. 6Könige hast du ins Grab geschickt, Vornehme von ihren Lagern hinweg. 7Am Sinai hast du Strafbefehle vernommen, am Horeb Urteile der Rache. 8Könige hast du gesalbt für die Vergeltung und einen Propheten als deinen Nachfolger. 9Du wurdest im Wirbelsturm (pyr) nach oben entrückt, in Feuermassen (pỵrinos) himmelwärts. 10Von dir sagt die Schrift, du stehst bereit für die Endzeit, um den Zorn zu beschwichtigen, bevor er entbrennt, um den Söhnen das Herz der Väter zuzuwenden und Jakobs Stämme wieder aufzurichten. 11Wohl dem, der dich sieht und stirbt; denn auch er wird leben.“ (EÜ)
Informationen zum Text und Ziel der Textarbeit: Der vorliegende Text aus dem alttestamentlichen Buch Jesus Sirach – deuterokanonisch und im Griechischen überliefert – ist ein im Rahmen der Firmvorbereitung untypischer und (entsprechend der Milieuzugehörigkeit der Sinus-Studie) den Firmbewerbern wahrscheinlich unbekannter Text. Dieser Umstand weckt vielleicht Interesse, da es sich nicht um einen der ‚üblichen Verdächtigen‘ handelt. Der Text gehört zum Lob der Väter und befasst sich mit dem Propheten Elija, über den in der hebräischen Bibel 1 Könige 17-19, 1 Könige 21, und 2 Könige 1-2 berichten. Neben weiteren Bildern wie z.B. der Himmelfahrt in Feuermassen stellt die Aussage „ein Prophet wie Feuer“ (Vers 1) hier den Anknüpfungs- und Verbindungspunkt zum „Feuerzeugen“ dar. Eine Textarbeit kann Elija als beispielhaften „Feuerzeugen“ darstellen, der für seine Sache brannte. Damit wird die Möglichkeit eröffnet, über das eigne Leben zu reflektieren – ein wichtiger Bestandteil in der Vorbereitung auf das Sakrament der Firmung neben der Stärkung (lateinisch firmare) des eigenen Glaubens. Er regt die Fragen an: Für welche Sache will ich brennen? Was will ich mit meinem Leben erreichen? Wo habe ich vielleicht Feuer gefangen? Wo bin ich „Feuerzeug“ und wo eher „Feuerlöscher“?
Die Textarbeit stellt damit das Zeugnis einer besonderen Person (Vgl. S. 12 des Rahmenkonzeptes zur Firmpastoral im Dekanat Hochsauerland Mitte) in den Mittelpunkt und lädt ein, das eigene Leben vor dem Hintergrund des Glaubens zu reflektieren.
Nicht zuletzt bietet der Text auch Möglichkeiten über Glauben und Praxis unserer älteren Schwestern, dem Judentum, ins Gespräch zu kommen. Hier hat Elija eine besondere Bedeutung. So wird beispielsweise beim Sederabend der Pessahfeier, der Erinnerung an die Befreiung der Israeliten aus der Versklavung in Ägypten, ein Platz für Elija eingedeckt und bereitgehalten.
Methode und Durchführung:
Je nach der Zusammensetzung der Gruppe sind verschiedene Zugangsweisen denkbar: So kann in einer kleinen Gruppe nach einer kurzen Zeit der Reflexion im Anschluss an die Vorstellung des biblischen Text ein Gruppengespräch sinnvoll sein. Bei Firmbewerberinnen und Firmbewerbern, die sich untereinander noch nicht gut kennen oder keine homogene Gruppe bilden, sodass ein Gruppengespräch schwierig werden könnte, eignet sich alternativ eine Einzelarbeit mit Hilfe eines Briefes/Fragebogens, der die oben genannten Fragen behandelt und dessen Antworten dann nicht im Plenum vorgestellt werden müssen. Katechetinnen und Katecheten, die mit Bibliodrama und Bibliolog vertraut sind, können den Text auch auf diese Weise bearbeiten. Zurzeit werben Volksbank Raiffeisenbanken mit dem Slogan „Jeder braucht etwas, was ihn antreibt“ (http://www.was-uns-antreibt.de/). Ein Videoclip/Plakat dieser Reihe kann einen zusätzlich Impuls zum Thema geben, wenn das „Brennen für etwas“ synonym als treibende Kraft verstanden wird.
2. Vorschlag: Lukas 24,13-33
Der Text:
Nach den erschütternden Passionserlebnissen und den Erfahrungen des leeren Grabes am dritten Tag, machen sich zwei Jünger auf den Weg in das Dorf Emmaus, das 60 Stadien von Jerusalem entfern liegt. Auf dem Weg erscheint ihnen Jesus, den sie aber nicht erkennen und für einen Fremden halten. Er geht mit ihnen und auf dem Weg erzählen die beiden Jünger von ihren Sorgen, ihrer Traurigkeit, den Hoffnungen, die sie in Jesus hatten und die nach seiner Hinrichtung unbegründet erscheinen, und den Ereignissen des Morgen – das leere Grab. Jesus legt ihnen auf dem weiteren Weg die Schrift aus und erklärt, dass dies alles geschehen musste, damit sich die Prophezeiungen der Schrift erfüllen. (Zusammenfassung 13-27)
„28So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, 29aber sie drängten ihn und sagten: Bleib doch bei uns; denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt. Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. 30Und als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen. 31Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr. 32Und sie sagten zueinander: Brannte (kạịō – Verb zu kạụma) uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (EÜ)
Informationen zum Text und Ziel der Textarbeit: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust“ – im griechischen Text des Lukasevangeliums steht an dieser Stelle das gleiche Wort, das auch im Zusammenhang mit dem Brennen von Feuer verwendet wird. Es beschreibt hier ein Gefühl der Jünger, der ersten „Feuerzeugen“. Mit dem vorliegenden Text lassen sich verschieden Aspekte des „Feuerzeuge-Seins“ entfalten. Das ist u.a. das sich auf den Weg machen; das gemeinsame Gespräch über den Glauben. Im Text wird zudem die Unverfügbarkeit des Brennens für Gott deutlich, das auch dort geschehen kann, wo man sich dessen im Moment selber nicht bewusst ist. Anhand des Textes lässt sich ferner das Thema Sehnsucht und enttäuschte Hoffnungen behandeln. Die biographischen Ansätze werden in der Firmvorbereitung immer wichtiger, sodass – vor allem zu Beginn des gemeinsamen Weges der Firmvorbereitung – eine Reflexion auf das eigene Leben sinnvoll erscheint. Rückblickend auf das Leben lassen sich folgende Fragen formulieren: Gab es Zeiten in meinem bisherigen Leben wo mir Gott nahe war – mir das Herz brannte? Wo erschien mir Gott vielleicht fern? Wo erlebte ich Enttäuschungen? Wo sind Träume geplatzt? Was sind meine jetzigen Träume? Wohin soll mein Lebensweg gehen? Was will ich mit meinem Leben? Wo brenne ich für etwas?
Diese Textarbeit (sowie auch der erste Vorschlag) kann damit entsprechend des Rahmenkonzeptes der Firmvorbereitung im Dekanat Hochsauerland Mitte bei der „Deutung des Lebens im Glauben“ helfen, setzt einen Prozess der Kontextualisierung der Firmbewerberinnen und Firmbewerber in Gang und bringt „ihre Themen, ihre Fragen vor dem Hintergrund des Glaubens ins Gespräch“ (S.12).
Methode und Durchführung:
In der Praxis hat sich für die Bearbeitung der oben genannten Fragen das Legen von Lebenswegen bewährt. Die Firmbewerberinnen und Firmbewerber bekommen verschiedene Materialien (Schnüre, Bauklötze, Perlen, Steine, Tücher, Federn usw. Papier und Stift) mit denen sie auf einer Fläche (z.B. 50 x 50 cm) ihren Lebensweg legen sollen. Nachdem die Firmbewerberinnen und Firmbewerber ihre Lebenswege fertiggestellt haben (nach ca. 30 Minuten), empfiehlt sich das gegenseitige Vorstellen der Lebenswege, wobei die obigen Fragen berücksichtigt werden sollen.
Weitere Textvorschläge für die praktische Arbeit:
- Exodus 3,1-14c – Berufung des Mose am brennenden Dornbusch
- Exodus 13,17-22 – Israels Zug zum Schilfmeer – Wolken- und Feuersäule
- 1 Petrus 1,3-12 – Im Feuer geprüfter Glaube
Verwendete und weitere Literatur:
- Albertz, R.: Elia. Ein feuriger Kämpfer für Gott (= Biblische Gestalten 13), Leipzig 2006.
- Bergmann, J. / Krecher, J. / Hamp, V.: Art. אֵשׁ. In: ThWAT I, Sp. 452-463.
- Bietenhard, H.: Art. πῦρ. In: ThBLNT, S.465-469.
- Frenschkowski, M.: Art. kạụma. In: ThBLNT, S.463-465.
- Lang, F.: Art. πῦρ. In: ThWNT IV, S. 927-948.
- Otto, S.: Elia (AT). In: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (www.wibilex.de), 2009 (Zugriffsdatum: 1.3.2013)
- Rapp, U. / Sutter Rehmann, L.: Feuerglanz und Licht – Roter Faden durch die Bibel. In: Dein Wort Mein Weg. Zeitschrift für Bibel im Alltag 03-01 (2012), S. 32-34.
- Katholisches Bibelwerk [Hrsg.]: Elija – ein Prophet wie Feuer. In: BiKi 4 (2011)
Autorin und Autor:
Christa Grünenfelder (*1984), M.A. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Zeit- und Religionsgeschichte des Neuen Testaments der Katholisch-theologischen Fakultät der Westfälischen-Wilhelms Universität, Münster.
Ludger Hiepel (*1985), Dipl.-Theol. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Exegese des Alten Testaments der Katholisch-theologischen Fakultät der Westfälischen-Wilhelms Universität, Münster.
Ein Beitrag von Michael Strothmeier
Der „Herr der Ringe“ kann (in seiner literarischen wie seiner filmischen Form) vor allem deshalb zu einem hilfreichen Instrument im Rahmen der Firmvorbereitung werden, weil viele junge Menschen mit dieser sehr populären Geschichte vertraut sind. Dabei ist anzunehmen, dass nur wenige sich dessen bewusst sind, dass es sich bei diesem Urwerk der fantastischen Literatur um eine fundamental christliche Erzählung handelt, die als solche das Mysterium der Zuwendung Gottes zum Menschen im Heiligen Geist von einer ungewöhnlichen Seite her beleuchtet. Die nachfolgenden Überlegungen hierzu orientieren sich an Tolkiens literarischem Werk, das durch die Arbeit mit Filmausschnitten aus Peter Jacksons Filmtrilogie vergegenwärtigt und verdeutlicht werden soll.
Zunächst ist festzustellen, dass das von Tolkien gewählte Symbol für die Beschreibung der Zuwendung Gottes zum Menschen nicht das Feuer ist. Die Feuersymbolik wird im „Herrn der Ringe“ beinahe ausschließlich im Zusammenhang mit den Mächten der Dunkelheit – d.h. vor allem Sauron (von Flammen umringtes Auge), seiner Heimstatt (Feuer des Schicksalsberges in Mordor), seinen Schergen (Balrog) und dem Ring (Feuerrad) verwendet. Dort, wo ein Feuer im Herzen des Helden Sam entbrennt, handelt es sich um ein Feuer der Wut: Als er im Turm von Cirith Ungol die Schreie seines misshandelten Herrn Frodo hört, zu dessen Rettung er heraneilt. Tolkien wählt stattdessen ein anderes Symbol für die Beschreibung der göttlichen Zuwendung zum Menschen, und zwar das der Engel.
Tolkien beschreibt einen polaren Dualismus: Auf der Seite des Guten bzw. des Lichtes stehen der Eine Gott (er wird im „Herrn der Ringe“ zwar nicht ausdrücklich erwähnt, wird aber in der Logik der Geschichte vorausgesetzt), seine obersten Engel (Valar) und die Helden der Geschichte – vor allem der Schutzengel Gandalf mit seinen Gefährten sowie die engelhaften Elben Galdriel und Elrond. Auf der Seite des Bösen bzw. der Finsternis stehen die gefallenen Engel Morgoth (auch er wird nicht explizit erwähnt, der Balrog ist einer seiner Diener), Sauron und Saruman samt ihren Schergen. Figuren wie Boromir und Gollum verdeutlichen die Grauzonen und das individuelle Ringen im Spannungsfeld der beiden Machtbereiche. Der „Herr der Ringe“ handelt von dem Kampf des Guten gegen das Böse und beschreibt dabei anhand der genannten Figuren Tolkiens katholisch-christliche Sicht des Bösen bzw. seiner Überwindung vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen der Industrialisierung und vor allem der beiden Weltkriege, die der traumatisierte Tolkien hier literarisch verarbeitet.
Die Überwindung des Bösen ist am Ende weder der Verdienst der beiden Haupthelden Frodo und Sam, noch ihrer mächtigeren Freunde, sondern göttliches Geschenk (Gnade). Sie vollzieht sich durch die Vernichtung des Ringes bzw. Saurons. Das Geschehen, infolgedessen der Ring am Ende vernichtet werden kann, ist an die Figur Gollum gebunden – eine Sünderfigur, der gegenüber als erster Bilbo Gnade walten lässt, obwohl Gollum ihn nach seinem Ringfund und dem verlorenen Rätselspiel ermorden will. Bilbo ist versucht, ihn zu erschlagen, als Gollum ihn den Ausgang aus dem Nebelgebirge versperrt. Aber er hat Mitleid mit der Kreatur und verschont ihr Leben, obwohl er damit das Risiko eingeht, dass Gollum ihn weiter verfolgt und nach seinem Leben trachtet. Später sind es die Elben, von denen Gollum eine Zeit lang gefangen gehalten wird, die ebenfalls Erbarmen mit der gebrochenen Kreatur empfinden, sodass sie ihm mehr Freiheiten gewähren, was seine Flucht zur Folge hat. Dann trifft Gollum auf Frodo, der nicht nur sein Leben verschont (obwohl er befürchten muss, im Schlaf von Gollum ermordet zu werden), sondern ihm auch noch so sehr zu vertrauen bereit ist, dass er sich von ihm nach Mordor führen lässt. Frodos Liebe bewirkt in Gollum einen Umkehrprozess, der allerdings nicht von Dauer ist, sodass sich der schizophrene Charakter bald wieder von seinen bösen Absichten leiten lässt. Er verfolgt Sam und Frodo bis hinauf auf den Schicksalsberg, und hier ist es wiederum Sam, der – obwohl er dem verhassten Gollum aufgrund seiner Bosheit mehrfach den Tod gewünscht und sich Rachegedanken hingegeben hatte – im entscheidenden Augenblick dennoch sein Leben verschont, sodass Gollum Frodo den Finger samt Ring abbeißen und damit in das Feuer des Schicksalsberges stürzen kann. Durch die Gnade Gottes ist Gollums letzter Betrug, seine letzte böse Tat zugleich die bestmögliche Tat für Frodo und die Welt. Gollums böser Wille dient schlussendlich als Instrument zur Überwindung des Bösen.
Anders als Gollum dienen Frodo und Sam nicht als bloße Instrumente des göttlichen Willens, sondern handeln aus freien Stücken und setzen ihren Weg auch in größten Gefahren immer wieder fort, obwohl sich ihnen mehrere Auswege und Möglichkeiten der Abkehr bieten. Und an diesen beiden Figuren wird das von Tolkien beschriebene Phänomen der Erfahrung einer göttlichen Zuwendung zum Menschen besonders deutlich, und zwar durch das Symbol des geistig-emotionalen Beistands, den die Engelsfiguren Elrond, Galadriel und Gandalf den beiden Helden unabhängig von ihrer physischen Präsenz zukommen lassen, und der es den Helden immer wieder neu ermöglicht, neuen Mut und neue Hoffnung zu schöpfen.
Als Sam durch Gollums Selbstgespräch von seinen Verratsabsichten erfährt, warnt ihn „etwas“ davor, vorsichtig zu sein und sich das soeben erlangte Wissen nicht anmerken zu lassen. Es stellt sich die Frage, worum es sich bei diesem „etwas“ handelt. Es handelt sich wohl um eine Intuition, die sich durch Elronds, Galadriels oder Gandalfs geistig-emotionales Wirken einstellt. Als Sam mit Kankra kämpft und in ihren Augen seinen Tod sieht, erhält er geistigen Beistand und verfällt sozusagen in eine Zungenrede – er spricht plötzlich eine Sprache, die er zuvor nicht gekannt hatte. Auch Frodo spricht in Kankras Höhle Worte, die er nicht kennt, so als ob eine andere Stimme durch ihn spräche. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das geistig-emotionale Wirken Elronds, Galadriels oder Gandalfs, von dem berichtet wird, dass er mit seinen mitleidenden und hoffnungsvollen Gedanken stets bei Sam und Frodo ist.Und wahrscheinlich ist es ebenfalls eine dieser drei Engelsfiguren, die am Schicksalsberg in Sam und Frodo ein Gefühl der plötzlichen Dringlichkeit bewirkt und ihnen trotz ihrer völligen Erschöpfung einen finalen Kraftakt ermöglicht. Bei solchen Szenen handelt es sich um auf der erzählerischen Ebene zur Überwindung des Bösen (Saurons und des Ringes) beitragende, bewusstseinsimmanente personale Interaktionen zwischen Sam bzw. Frodo und einer zweiten, wahrscheinlich angelischen Instanz.
Möglicherweise verarbeitet Tolkienhier eine mystische Erfahrung, die er in einem Brief mit seinem Sohn Christopher teilte, während der als Soldat im Zweiten Weltkrieg diente. Tolkien begreift darin das schutzangelische Wesen als zur Personalisierung der Liebe zwischen Vater und Sohn im Heiligen Geist analoge Personalisierung der göttlichen Zuwendung zum Menschen, die das Herz mit Liebe ergreift. Er beschreibt eine Vision des göttlichen Lichtes, und darin aufgehoben Millionen von Staubkörnern, und ein einzelnes Staubkorn, auf das sich Tolkiens Geist richtete. Das Staubkorn glitzerte weiß und wurde von einem individuellen (aber von dem Licht nicht getrennten, sondern nur durch das Staubkorn und seine Position im Verhältnis zum Licht definierten) Lichtstrahl gehalten und erleuchtet. Dieser Lichtstrahl war, so Tolkien, der Schutzengel des Staubkorns. Nicht etwas zwischen Gott und Kreatur, sondern die göttliche Aufmerksamkeit selbst in Gestalt einer endlichen Person. Tolkien beschreibt diese Vision als eine endliche Parallele zum unendlichen trinitarischen Verhältnis: So wie die Liebe des Vaters und des Sohnes die Person des Heiligen Geistes ist, so ist die Liebe des Lichtes zum Staubkorn ebenfalls eine Person, und zwar eine göttliche, aber zugleich endliche – eben ein Engel. Tolkien beschreibt diese liebevolle Zuwendung des Lichtes zu dem Staubkörnchen z.B. auch in einer Szene in Elronds Rat, in der Frodo sich über seine eigenen Worte wundert und den Eindruck hat, dass ein fremder Wille seine Stimme benutzt. Auch bei seiner Begegnung mit Kankra scheint eine fremde und selbst angesichts der drohenden Gefahr nicht beunruhigte und klare Stimme durch seine Stimme zu sprechen. Bedenkt man Tolkiens Überzeugung, wonach der Heilige Geist zuweilen, wenn auch selten, durch den Menschen spricht und ihm ungeahnte Kunst, Kraft und Einsicht verleiht, kommt man zu dem Schluss, dass Tolkien die göttliche Zuwendung zum Menschen einerseits als Heiligen Geist und andererseits als Engel fasst; bzw. den Engel als die endliche Entsprechung zur unendlichen Person des Heiligen Geistes denkt.
Die göttliche Zuwendung zum Menschen wird im „Herrn der Ringe“ vor allem über das Medium des Herzens vermittelt. Wenngleich in Tolkiens Welt dem Symbol des Feuers eine vollkommen andere Bedeutung zukommt, so handelt die Geschichte doch von „Feuerzeugen“: Von Menschen, die es zulassen, dass Gott ihre Herzen mit seiner Liebe ergreift, sodass Angst und Mutlosigkeit von ihnen abfallen und sie trotz oder gerade wegen ihrer Kleinheit Großes bewegen.
Vorschläge für die praktische Arbeit
Die Katechetinnen und Katecheten, die das Thema mit den FirmbewerberInnen behandeln, sollten optimaler Weise Tolkiens Romanvorlage kennen. Auf Seiten der FirmbewerberInnen ist hingegen eine Kenntnis von Jacksons Filmumsetzung vollkommen ausreichend. Die Erfahrung zeigt, dass viele Jugendliche mit dieser Verfilmung bereits vertraut sind. Wenn eine Gruppe keinerlei Vorkenntnisse mitbringt und sich keine Gelegenheit für das recht zeitintensive (wenngleich lohnende) Betrachten der Filme bietet, kann auch auf Tolkiens sehr knappe, den jeweiligen Bänden vorangestellte Zusammenfassungen der Geschichte zurückgegriffen werden.
Vorschlag 1: Filmausschnitt + Textarbeit – Frodo in Elronds Rat
Filmausschnitt: Peter Jackson (Regie), Der Herr der Ringe. Die Gefährten. Special Extended DVD Edition, New Line Home Entertainment 2002, Teil 1, Timecode 1:37h.
Text: Die Mittagsglocke läutete. Noch immer sprach niemand. Frodo warf einen Blick auf alle Gesichter, aber sie waren ihm nicht zugewandt. Der ganze Rat saß mit niedergeschlagenen Augen da, als ob er in Gedanken vertieft sei. Eine große Angst befiel ihn, als ob er die Verkündung irgendeines Schicksalsspruches erwartete, den er lange vorausgesehen und von dem er dennoch vergebens gehofft hatte, daß er nie ausgesprochen würde. Eine überwältigende Sehnsucht, sich auszuruhen und friedlich mit Bilbo in Bruchtal zu bleiben, erfüllte sein Herz. Schließlich sprach er, mühsam, und er wunderte sich, seine eigenen Worte zu hören, als ob irgendein anderer Wille sich seiner kleinen Stimme bediente. „Ich werde den Ring nehmen“, sagte er, „obwohl ich den Weg nicht weiß“. (Tolkien, John Ronald Reuel, Der Herr der Ringe. Erster Teil: Die Gefährten. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux, Stuttgart: Klett-Cotta 2002, S. 329)
Erläuterung: Wie bei den anderen Vorschlägen auch, ist es wichtig, nicht nur den Film, sondern auch die Romanvorlage zu betrachten, weil ansonsten einige Details nicht erfasst oder fehlinterpretiert werden können. So lässt die bloße Betrachtung des Filmes u.U. darauf schließen, dass Frodos plötzlicher Entschluss einer Eingebung des Ringes entspringt, wobei der Roman einen anderen Schluss nahe legt: Der Entschluss ist das Resultat eines inneren Konfliktes – Frodo hat Angst und wird (von dem Ring) dazu versucht, seinem Gefühl des Berufen-Seins nicht zu folgen, sich nicht den Gefahren Mordors auszusetzen, sondern im schönen Bruchtal zusammen mit Bilbo die Füße hochzulegen und Pfeifenkraut zu rauchen. Doch diese Angst und Mutlosigkeit fallen von ihm ab, als sein Herz plötzlich von einer göttlichen Zuwendung ergriffen wird. Frodo sieht ein, dass er von Gott dazu auserwählt wurde, den Ring zu vernichten, und er fügt sich dieser Bestimmung. Er vertraut darauf, dass Gott dafür sorgen wird, dass der Ring auf diesem Wege nicht Sauron in die Hände fällt (wenngleich er ahnt, dass diese Aufgabe sein Leben fordert), obwohl er eigentlich keinerlei Hoffnung auf Erfolg haben dürfte, weil er ja noch nicht einmal den Weg nach Mordor kennt. Frodo ist hier keineswegs naiv – er kennt die Gefahren, die von den Ringgeistern ausgehen, und er macht sich keine Illusionen über sein eigenes Schicksal – aber er vertraut darauf, dass der Eine Gott seine Schöpfung nicht dem Untergang preisgeben wird (denn genau das würde geschehen, wenn Sauron den Ring erhielte). Und so erklärt er sich aus freien Stücken dazu bereit, ein Rad (kein Rädchen) in dem großen Heilsplan Gottes zu werden. Diese Hintergründe der Szene lassen sich im offenen Diskurs mit den FirmbewerberInnen erörtern. Dabei können Impulsfragen hilfreich sein, z. B.: „Was führt zu Frodos plötzlicher Entscheidung?“, „Inwiefern zeigt die Szene eine religiöse Erfahrung?“ Wünschenswerter Weise kann von hier aus an die eigenen Erfahrungen der FirmbewerberInnen angeknüpft werden durch Fragen wie z.B.: „Kennt Ihr solche Gefühle wie Frodo sie hat – Angst und Hoffnungslosigkeit, die plötzlich und scheinbar von außen in neuen Mut und Zuversicht verwandelt werden – auch von Euch selbst? Wenn ja, aus welchen Situationen?“
Vorschlag 2: Filmausschnitt + Textarbeit – Frodo am Amon Hen
Filmausschnitt: Peter Jackson (Regie), Der Herr der Ringe. Die Gefährten. Special Extended DVD Edition, Teil 2, Timecode 1:13h.
Text: Mauer über Mauer, Brustwehr über Brustwehr, schwarz, unermeßlich stark, ein Berg aus Eisen, ein Tor aus Stahl, ein Turm aus Adamant: so sah er Barad-dûr, Saurons Festung. Alle Hoffnung verließ ihn. Und plötzlich spürte er das Auge. Da war ein Auge in dem Dunklen Turm, das nicht ruhte. Er wußte, daß es seinen Blick bemerkt hatte. Ein grimmiger, entschlossener Wille war da. Es sprang ihm entgegen; fast wie einen Finger fühlte er es nach ihm suchen. Sehr bald würde es ihn aufspüren und genau wissen, wo er war. Es strich über Amon Lhaw. Es blickte auf Tol Brandir – Frodo ließ sich von dem Sitz fallen, kauerte sich zusammen und zog sich die graue Kapuze über den Kopf. Er hörte sich selbst aufschreien: Niemals! Niemals! Oder hatte er gerufen: Wahrlich, ich komme, ich komme zu dir? Er wußte es nicht. Dann schoß ihm ein anderer Gedanke in den Sinn, als ob er ihm von einer anderen Macht eingegeben worden sei: Nimm ihn ab! Nimm ihn ab! Narr, nimm ihn ab! Nimm den Ring ab! Die beiden Mächte kämpften in ihm. Gleichsam durchbohrt von der Stoßkraft ihrer Angriffe, wand er sich einen Augenblick lang in Qualen. Plötzlich wurde er sich wieder seiner selbst bewußt. Frodo, weder die Stimme noch das Auge: frei, sich zu entscheiden, und nur ein Moment blieb ihm für diese Entscheidung. Er zog den Ring vom Finger. Er kniete im hellen Sonnenschein vor dem Hochsitz. Ein schwarzer Schatten wie ein Arm schien über ihn hinwegzuziehen; er verfehlte Amon Hen und suchte weiter im Westen und verblaßte. Dann war der ganze Himmel klar und blau, und Vögel sangen in jedem Baum. Frodo erhob sich. Eine große Müdigkeit lastete auf ihm, aber sein Entschluß stand fest, und sein Herz war leichter. „Ich werde jetzt tun, was ich tun muß“, sagte er. (Tolkien, John Ronald Reuel, Der Herr der Ringe. Erster Teil: Die Gefährten. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux, Stuttgart: Klett-Cotta 2002, S. 483f.)
Erläuterung: Unmittelbar vor dieser Szene hatte Boromir versucht, Frodo den Ring abzunehmen. Der konnte entkommen, indem er den Ring aufsteckte, und nun sieht er sich in einer Vision mit Saurons erdrückender Macht konfrontiert. Sauron verfügt ebenfalls über eine von seiner physischen Präsenz unabhängige geistig-emotionale Wirkmächtigkeit, die Frodo in dieser Szene zu spüren bekommt. Die von Gandalf repräsentierte göttliche Macht und die von Sauron repräsentierte anti-göttliche Macht kämpfen in Frodos Geist um ihren Einfluss auf denselben – sozusagen der Engel auf der einen, der Teufel auf der anderen Schulter. Saurons Einfluss auf Frodos Geist geht mit dessen Verlust aller Hoffnung einher, wohingegen Gandalfs Einfluss lediglich bewirkt, dass Frodo nicht der anti-göttlichen Macht erliegt, sondern sich auf seinen freien Willen besinnt, wodurch eine Last von Frodos Herz genommen wird. Nachdem Saurons Schatten verschwunden ist, nimmt Frodo die Schönheit der ihn umgebenden Natur wahr, schöpft neuen Mut und ist entschlossen, seiner Berufung zu folgen. Diese Hintergründe der Szene lassen sich wiederum im offenen Diskurs mit erörtern, wobei die oben genannten Impulsfragen auch hier angewendet werden können. Über die sprichwörtlich gewordenen Engelchen und Teufelchen auf der Schulter ließe sich eine Verbindung zu den Erfahrungen der FirmbewerberInnen herstellen. Die in den biblischen Symbolen des Teufels und der Dämonen oder auch in Paulus‘ Rede von der personifizierten Sünde (Röm 7) zum Ausdruck gebrachte Erfahrung einer von außen auf den Menschen einwirkenden Macht ließe sich hier mit der ebenfalls biblisch bezeugten Erfahrung der Befreiung von solchen Einflüssen kontrastieren.
Vorschlag 3: Filmausschnitt + Textarbeit – Der abenteuerliche Weg Gottes
Filmausschnitt: Peter Jackson (Regie), Der Herr der Ringe. Die Zwei Türme. Special Extended DVD Edition, New Line Home Entertainment 2003, Teil 2, Timecode 1:31.
Text: Die tapferen Taten in den alten Geschichten und Liedern, Herr Frodo: Abenteuer, wie ich sie immer nannte. Ich glaubte, das wären Taten, zu denen die wundervollen Leute in den Geschichten sich aufmachten und nach denen sie Ausschau hielten, weil sie es wollten, weil das aufregend war und das Leben ein bißchen langweilig, eine Art Zeitvertreib, könnte man sagen. Aber so ist es nicht bei den Geschichten, die wirklich wichtig waren, bei denen, die einem im Gedächtnis bleiben. Gewöhnlich scheinen die Leute einfach hineingeraten zu sein – ihre Wege waren nun einmal so festgelegt, wie du es ausdrückst. Aber ich nehme an, sie hatten eine Menge Gelegenheiten, wie wir, umzukehren, nur taten sie es nicht. Und wenn sie es getan hätten, dann wüßten wir’s nicht, und dann wären sie vergessen worden. Wir hören von denen, die einfach weitergingen – und nicht alle zu einem guten Ende, wohlgemerkt; zumindest nicht zu dem, was die Leute in einer Geschichte und nicht außerhalb en gutes Ende nennen. Du weißt schon, nach Hause kommen und feststellen, daß alles in Ordnung ist, wenn auch nicht ganz wie vorher – wie beim alten Herrn Bilbo. (Tolkien, John Ronald Reuel, Der Herr der Ringe. Zweiter Teil: Die Zwei Türme. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux, Stuttgart: Klett-Cotta 2002, 369f.)
Erläuterung: Die Szene verdeutlicht Frodos und Sams Erfahrung des Berufen-Seins durch das Bild des Abenteuers – die beiden Hobbits wissen genau, dass sie von einer höheren Macht auserwählt wurden, den Ring nach Mordor zu bringen. Das wird Frodo spätestens in Elronds Rat endgültig klar, und Sam ist sich seiner Berufung unmittelbar nach seiner Begegnung mit den Elben im Auenland bewußt. Es erscheint den beiden, als wäre der Weg nach Mordor bereits angelegt worden – allerdings steht es ihnen völlig frei, diesen Weg zu beschreiten oder sich davon abzukehren. Im Gespräch mit den FirmbewerberInnen ließe sich fragen, ob jemand sich schon einmal zu etwas berufen gefühlt hat. Außerdem kann nicht nur auf diverse historische Persönlichkeiten rekurriert werden, sondern das Gespräch zudem auf die ultimative und als wahr geglaubte Geschichte Jesu Christ gelenkt werden, der sich dem Willen seines Vaters aus freien Stücken unterwarf und den ihm bereiteten Weg bis zum Ende am Kreuz gegangen ist.
Literatur
Bassham, Gregory/Bronson, Eric (Hg.), Der Herr der Ringe und die Philosophie. Klüger werden mit dem beliebtesten Buch der Welt, Stuttgart: Klett-Cotta 2009.
Boffetti, Jason, Tolkien’s Catholic Imagination, online unter <http://www.catholicculture.org/culture/ library/view.cfm?id=4154&CFID=20846163&CFTOKEN=23244711> (abgerufen am 18.11.2012).
Carpenter, Humphrey (Ed.), The Letters of J.R.R. Tolkien. With the Assistance of Christopher Tolkien, Boston/New York: Houghton Mifflin 2000.
Greydanus, Steven D., Faith and Fantasy: Tolkien the Catholic, The Lord of the Rings, and Peter Jackson’s Film Trilogy, online unter <http://www.decentfilms.com/articles/faithandfantasy> (abgerufen am 18.11.2012).
Häusler, Ulrike, Denn nichts ist böse von Anfang an. Kreativer Religionsunterricht mit Tolkiens „Der Herr der Ringe“, in: Religion heute 55 (2003), 151-163.
Hemminger, Hansjörg, Phantasie ist Freiheit. Ein Plädoyer für Harry Potter und den „Herrn der Ringe“ gegen kirchliche Bedenkenträger, in: Zeitzeichen 4 (2002), 53-55.
Meyer, Martin J., Tolkien als religiöser Sub-Creator, Münster: LIT 2003.
Meylahn, R., Narrative-Critical Approach as Hermeneutical Framework for a Creative Dialogue between Biblical Sources and Secular Extra-biblical Sources. The Lord of the Rings as an Entry into the Book of Revelation, in: Verbum et Ecclesia 30 (1/2009), 174-201.
Miesel, Sandra, The Universe according to Tolkien, online unter <http://www.catholicculture.org/ culture/library/view.cfm?recnum=5061> (abgerufen am 18.11.2012).
Schlosser, Marianne, Freiheit, Schicksal, Gnade – oder: drei Vater-unser-Bitten (Teil I). Eine theologische Relecture des „Herrn der Ringe“, in: Geist und Leben 78 (5/2005), 363-378.
Schlosser, Marianne, Freiheit, Schicksal, Gnade – oder: drei Vater-unser-Bitten (Teil II). Eine theologische Relecture des „Herrn der Ringe“, in: Geist und Leben 78 (6/2005), 455-469.
Shippey, Tom A., J.R.R. Tolkien. Autor des Jahrhunderts. Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Krege, Stuttgart: Klett-Cotta 2002.
Smith, Mark Eddy, Tolkiens ganz gewöhnliche Helden. Tugenden und Werte in „Der Herr der Ringe“, Asslar: Schulte und Gerth 2003.
Tolkien, John Ronald Reuel, Der Herr der Ringe. Erster Teil: Die Gefährten. Zweiter Teil: Die Zwei Türme. Dritter Teil: Die Rückkehr des Königs. Aus dem Englischen übersetzt von Margaret Carroux, Stuttgart: Klett-Cotta 2002
Der Pfarrverband Pfaffenhofen und Hochstätt aus dem Erzbistum München hat im Rahmen eines Firmkonzeptes viele Gruppenstunden zur Firmung ausgearbeitet. In sechs Einheiten bereiten sich Firmbewerber auf das Sakrament vor:
- Wir lernen uns kennen und machen uns gemeinsam auf den Weg
- Leben in Beziehungen – Meine Welt
- Beten was bringt das?
- Mich auf Jesus einlassen
- Kirche vor Ort – verbunden mit der ganzen Welt
- Den Glauben feiern – der Gottesdienst
Das Firmkonzept steht hier zum Download bereit: Homepage des Erzbistums München.
Vielen Dank an Karine von Stockhausen für den Linktip!
Die Lichterkirche am Weg.
modern – medial – meditativ
Wir laden euch herzlich zu einem besonderen Kirchenerlebnis ein. Habt ihr schon einmal den Innenraum einer Kirche entsprechend Ihrer Stimmung selbst gestaltet?
Die neuartige Lichterkirche in Gleidorf bietet dir tatsächlich diese Möglichkeit. Entsprechend deines momentanen Gefühls erhält der Kircheninnenraum eine dezente Farbgebung. Dazu passend hörst du Musik und meditative Gedanken.
Unsere Kirche möchte für dich zu einem Ort werden, an dem du deine persönlichen Anliegen vor Gott bringen kannst. Empfindest du gerade große Freude weil es dir einfach gut geht oder du dich von Gott begleitet fühlst? Dann wirst du durch die Illumination der Kirche, Musik und Gebet in deiner Dankbarkeit gegenüber Gott begleitet.
Möglicherweise bist du momentan in Traurigkeit und suchst Trost und aufbauende Gedanken …
Vielleicht bist du sogar in Verzweiflung und wünschst Segensgedanken, die für dich hilfreich werden können …
Oder du möchtest einfach nur eine Zeit der Ruhe und der Andacht in einer harmonischen und sakralen Atmosphäre genießen … … dann besuch die Lichterkirche in Gleidorf.
geöffnet von 9:00 – 18:00 Uhr
Kirchstraße 4, 57392 Schmallenberg-Gleidorf
Perlen des Glaubens
Gebetsbänder gibt es in nahezu allen Religionen. In unserem Kulturkreis ist der katholische Rosenkranz bekannt. Er besteht aus 59 Perlen, anhand derer sich die Gebete aneinander reihen. Im Islam werden mit 33 Perlen die 99 Namen Allahs gepriesen. Die Perlen der buddhistischen Mala sind eine Hilfe bei der Meditation.Unsere Perlen des Glaubens kommen aus Schweden. Die Idee dazu hatte Martin Lönnebo, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Schweden. 1996 musste er wegen eines Sturms mehrere Tage auf einer kleinen griechischen Insel verbringen. Eigentlich wollte er ein Buch über den christlichen Glauben schreiben, doch als er die griechischen Fischer mit ihren Perlenketten beobachtete, hatte er eine andere Idee:
Er zeichnete einen “Rettungsring” aus Perlen auf Papier (daher der schwedische Name „Frälsarkransen“) und gab jeder Perle eine besondere Bedeutung. Zurück in Schweden stellte er ein Perlenband her und nahm dieses als Hilfe zum Beten. Darüber kam er mit vielen Menschen ins Gespräch. Immer mehr Menschen in Schweden wollten ein solches Perlenband haben. Kirchengemeinden machten sich mit den Perlen auf einen neuen Weg. Für viele Christinnen und Christen in aller Welt gehören sie heute zum täglichen Leben.
Jede Perle hat eine eigene Bedeutung:
Gottesperle
Es ist die größte Perle. Sie ist golden, ein Schatz. Sie bildet den Anfang und das Ende. Wie Gott es auch in tut.
Perlen der Stille
Sie laden ein innezuhalten. Einmal Pause zu machen. Einmal im Alltag Luft zu holen. Einmal still zu werden.
Ich-Perle
Bei der Ich-Perle geht es um die eigene Person. Ich sagen zu dürfen. So sein zu dürfen wie ich bin, ohne mich verstellen zu müssen.
Tauf-Perle
In der Taufe sind wir von Gott angenommen, mit ihm verbunden. Gott sagt in der Taufe ja zu uns. Er sagt: Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter.
Wüsten-Perle
Die Wüste ist ein Gebiet der Einöde, der Einsamkeit. In unserem Leben gibt es immer wieder Zeiten, die sogenannte Wüstenzeiten sind. Wo es öde und leer in unserem Leben ist. Aber solche Zeiten lassen uns auch reifen und wachsen.
Perle der Gelassenheit
Unser Alltag ist vom Leisten, Pflichten usw. bestimmt. Die Perle der Gelassenheit lädt einmal gelassen an Dinge und Situationen heranzugehen. Und vielleicht auch mal etwas zu lassen.
Perlen der Liebe
Zur Liebe gehören immer zwei: ein Ich und ein Du. Die Liebe wird uns von anderen geschenkt. Und wir schenken die Liebe anderen.
Geheimnisperlen
Jeder Mensch hat Geheimnisse. Da sind zum einen Geheimnisse, die wir in uns tragen, die wir kennen, aber andere nicht wissen sollen. Es gibt Geheimnisse, die uns anvertraut wurden und die wir bewahren. Als drittes gibt es aber auch Geheimnisse, die wir selber nicht kennen oder Dinge, die wir nicht verstehen und für uns ein Geheimnis sind.
Perle der Nacht
Die Perle der Nacht steht für die Dunkelheit, die Schattenseiten in unserem Leben. Das kann Angst, Verzweiflung, oder Sterben und Tod sein.
Perle der Auferstehung
Nach der Perle der Nacht, der Dunkelheit, folgt die Perle der Auferstehung. Ein Sprichwort sagt: Nach jedem Regen folgt wieder Sonnenschein. So ist es auch hier gemeint. Gott lässt uns nie im Dunkel. Nach einer Zeit folgt auch wieder das Licht in unserem Leben.
Einheit: Gottes-Perle
Ziele: Die Firmbewerber sollen ihre Fragen/Zweifel/Vorstellungen an/von Gott, ihre eigenen Gottesbilder klären und mit anderen kommunizieren und verschiedene (biblische) Gottesbilder kennenlernen.
Material: Goldene Kugel, Tuch, Kerze, Stifte, Karten mit „?“ und „!“, CD-Player, CD, Karten mit Gottesbegriffen, Plakate, Edding-Stifte
Einstieg
Lied: Beten von den Toten Hosen 5 min
Die goldene Gottes-Perle
In die Mitte wird eine große goldene Perle gelegt als Symbol für Gott (oder eine große runde Holzscheibe, die golden lackiert ist).
L: Dinge, die uns Menschen kostbar und wertvoll sind, hüllen wir oft in Gold ein.
Mit den Firmbewerbern Beispiele überlegen: Schmuck, Ehering, Tabernakel, Schloss
L: Wenn du an Gott denkst,
– Welche Fragen fallen die ein?
– Was kannst du über Gott sagen?
Die Firmbewerber erhalten Karten mit einem „?“ und „!“.
Die Firmbewerber schreiben darauf Fragen bzw. Aussagen zu Gott. Danach werden die Ergebnisse zusammengetragen und die Karten um die goldene Kugel gelegt. (Keine Diskussion; Fragen und Aussagen dürfen offen stehen bleiben)
15 min
Mein/unsere Gottesbild/er
Es werden Gruppen zu vier Personen gebildet, die jeweils einen Umschlag mit Gottesbegriffen erhalten sowie zusätzlich drei leere Kärtchen zum Selbstbeschriften.
Verlauf (Musik im Hintergrund):
1. Die Firmberwerber bewegen sich zur Musik im Raum umher.
Rahmengeschichte:
„Ihr seid unterwegs auf einer Reise und wandert zusammen durch die Welt, es geht einen steilen Berg hinauf. In eurem Rucksack sind 36 Gottesbegriffe. Das ist viel zu schwer.
Lasst die Hälfte zurück – welche sind wichtig? Welche braucht ihr nicht?“
Einige Minuten zum Aussortieren, aussortierte Karten in einen Korb in der Mitte legen.
2. „Ihr geht auf eurer Reise weiter. Mit einem Boot wollt ihr einen Fluss überqueren. Weil im Boot nicht genug Platz ist, müsst ihr eure Gottesbegriffe noch einmal aussortieren und euch auf zehn Begriffe einigen. Lasst euch Zeit und überlegt gut, was ihr aussortiert. Begründet eure Entscheidung!“
Etwa 10 Minuten Zeit.
3. „Ihr kommt zusammen mit allen anderen auf einer Insel an und schließt euch mit einer anderen Gruppe zusammen. Vergleicht nun eure Begriffe. Gemeinsam müsst ihr euch auf fünf Begriffe einigen.“
Begriffe auf ein Plakat schreiben.
30 min
Präsentation der Plakate
Auswertung
– Was habt ihr erlebt?
– Wie schwer/leicht ist es euch gefallen, Begriffe auszusortieren?
– Was ist euch aufgefallen?
– Habt ihr persönliche Erfahrungen, die mit den gefundenen Begriffen zusammenhängen?
10 min
Film „Am seidenen Faden“ (1. Teil) 10 min
Einzelbesinnung
Impulsfragen:
– Würdest du der Stimme trauen?
– Glaubst du, dass Gott die Macht hat in einer solchen Situation zu helfen?
– Rechne ich mit dem Eingreifen Gottes in meinem Leben oder nicht?
– Gibt es Situationen in deinem Leben, in denen du die Nähe/Hilfe Gottes erwartest und auch gespürt hast?
– Würdest du an Stelle des Bergsteigers das Seil kappen?
Austausch und Abstimmung: Das Seil kappen: JA oder NEIN?
10 min
Film „Am seidenen Faden“ (2. Teil) 5 min
Stille
Es ist nicht leicht darauf zu vertrauen, wenn wir Gottes Nähe, Gottes Führung spüren oder seine Stimme in unserem Innersten vernehmen.
Gott ist immer bei uns, wir dürfen darauf vertrauen.
Vielleicht kann uns die Gottesperle immer wieder daran erinnern. Immer wenn wir nach ihr greifen, können wir innerhalten. Die Gottesperle ist die schönste, größte und auffälligste Perle des ganzen Kranzes. Geborgenheit. Liebe. Ohne Erklärung sind sie einfach da – genau wie Gott.
Ich kann voller zutrauen zur Ruhe kommen mit der Gottesperle in der Hand, kann spüren, dass ein anderer meine Lasten trägt. Ohne Worte fühle ich mich gesehen im Hier und Jetzt, genau so, wie ich bin. Ich bin akzeptiert und willkommen, wann immer ich will. Wenn die Worte nicht ausreichen, ist die Gottesperle vollkommen ausreichend.
Abschluss
Lied: Oh God – Kelly Family oder Pray, pray, pray von Paddy Kelly 5 min
Ich-Perle
Material: Schatzkiste, Muschel, kleine Perle, kleines Tuch, Bibel, Impulsfragen zur Person auf Zetteln, Acryl-Kugeln, Federn, Holz, Seidenpapier, Zeitungen, Servietten, Nylon-Faden, Papier ,Stifte, Holzringe zum Ablegen der Kugeln, Ball
Thematischer Einstieg „Ich-Perle“
Die Leitung präsentiert eine kleine Schatzkiste, in der eine Muschel und eine kleine Perle liegen mit den Worten:
„In dieser Kiste ist ein Schatz verborgen, den ihr entdecken könnt.“
Die Kiste wird herumgegeben, jeder darf hineinsehen. Am Ende wird die Kiste geöffnet in die Mitte gestellt. Die Leitung gibt den Arbeitsauftrag:
„Nehmt an eurem Perlenarmband die Ich-Perle zwischen die Finger. Spielt zunächst einmal damit, entdeckt die Perle und schaut sie euch an. Was fällt euch zu der Perle ein?“
Jugendliche können ihre Gedanken dazu äußern. 10 min
Bibeltext: Jes 43, 1-7 (Alternative 1 Kor 12 – siehe Anhang)
Im nächsten Schritt lädt die Leitung zu einer Meditation mittels eines Textes ein:
„Ich möchte euch jetzt einladen, eure Ich-Perle in die Hand zu nehmen und zu entdecken. Der Text ist uralt und steht im Alten Testament der Bibel.“
Die Leitung präsentiert eine große Bibel und legt diese in die Mitte. Eventuell spielt leise Meditationsmusik im Hintergrund. Es wird eine freie Übersetzung von Jes 43, 1-7 vorgetragen.
„Macht es euch bequem. Wenn ihr mögt, legt euch auf den Fußboden und schließt die Augen. Ich lese euch einen Text vom Propheten Jesaja vor. Der Text ist entstanden zu einer Zeit, in der viele Menschen des Volkes Israel verzweifelt waren. Sie hatten Krieg und Vertreibung erlebt und waren getrennt von ihrer Heimat und wohl auch von Menschen, die ihnen lieb waren. Vor ihnen lag eine ungewisse Zukunft. Manche Menschen kamen sich klein und verloren vor. Vielleicht so, wie jetzt die kleine Perle auch in deiner Hand liegt und leicht verloren gehen kann, wenn du nicht gut auf sie achtest. In dieser Situation spricht Jesaja: (Jes 43, 1-7)
10 min
Die Musik sollte noch etwas nachklingen, um die Jugendlichen langsam wieder in den Kreis zurückzuholen. Austausch zum Text im Murmelgespräch zu dritt.
5 min
In den nächsten Abschnitt führt die Leitung mit folgendem Impuls ein:
„Ihr habt vielleicht noch die Worte von eben im Ohr. Schaut auf die kleine Perle in eurer Hand. Sie kann ein Bild für jede und jeden von uns sein. Manchmal kennen wir auch Stunden der Einsamkeit und fühlen uns klein und verloren. Im Bibeltext haben wir eine ungeheure Zusage von Gott gehört. Wir sind in den Augen Gottes wertvoll und kostbar, weil er uns liebt. So, wie die kleine Perle in unserer Hand ruht, sind sozusagen wir auch in Gottes Hand. Eine Perle wächst ganz in der Tiefe des Meeres, wo es dunkel ist. Wenn ein Sandkorn in eine Muschel gerät, bildet die Muschel Perlmutt, um sich zu schützen. Nach vielen Jahren ist daraus dann eine wunderschöne Perle gewachsen.
Ein kleiner Schatz ist entstanden. Eine Perle ist darum auch ein Sinnbild für uns Menschen. So kostbar wie die Perle sind auch wir. Oft ist vieles von uns verborgen, so wie die Perle in einer Muschel verborgen ist. Wie gut ist es dann, wenn es jemanden gibt, der uns kennt und uns liebt, so wie wir es von Gott aus dem Alten Testament vom Propheten Jesaja gehört haben.“ 5 min
Einzelbesinnung in Stille:
„Geht in der Stille diesen Gedanken nach.“
– Wer bin ich?
– Wie würde ich mich selbst anderen Menschen beschreiben?
– Was sind meine Stärken – was kann ich gut?
– Was mag ich an mir?
– Was sind meine Schwächen – womit habe ich Mühe?
– Was mag ich an mir nicht?
– Bei wem kann ich sein, wie ich bin?
– Bei wem muss ich keine Maske aufsetzen? 10 min
Vertiefung/Gestaltung:
Für einen kreativen Ausdruck werden durchsichtige Kunststoffperlen verteilt (ca. 15 cm Durchmesser). Außerdem wird einiges an Bastelmaterial bereitgelegt und meditative Musik eingespielt. Die Leitung gibt folgenden Arbeitsauftrag:
„Gestaltet diese Kugeln zu euren ganz persönlichen Ich-Perlen, so dass sie etwas von euch ausdrücken. Was von eurem Inneren wollt ihr sichtbar machen und zum Ausdruck bringen? Was von dem, was zu euch gehört, wollt ihr in dieser Kugel verbergen? Ihr könnt das Bastelmaterial oder auch Material aus der Natur verwenden.“
30 min
Abschluss:
Die Leitung holt die Jugendlichen in den Kreis zurück, während die Musik langsam ausklingt und steigt mit folgendem Impuls in den Austausch ein:
„Ihr könnt eure gestalteten Ich-Perlen vor euch auf den Boden legen, so dass um die Mitte herum so etwas wie ein Perlen-Band entsteht. Beim Gestalten der Ich-Perlen-Kugeln habt ihr sicher selbst gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist sich selbst darzustellen und die eigenen Schwächen und Stärken auszudrücken. Wenn ihr euch an den Text vom Propheten Jesaja erinnert, kann die Zusage Gottes: Du bist wertvoll! eine Hilfe sein.
Schaut eure eigene gestaltete Perle an. Danach lasst euren Bilck im Kreis herumwandern, von Perle zu Perle. Jede Perle steht für einen konkreten Menschen aus dieser Gruppe, darum können wir auch die anderen noch einmal bewusst anschauen. Manchmal begegnen sich dabei unsere Blicke. Wir nehmen uns jetzt Zeit, die anderen Ich-Perlen-Kugeln hier in unserer Kleingruppe anzusehen. Wie bei einer Ausstellung können wir von Kugel zu Kugel wandern.“
Danach teilt jeder in einer Blitzlichtrunde kurz seine Befindlichkeit in einem Satz mit.
Zum Abschluss den Text „Du bist du“ lesen.
20 min
Perle der Gelassenheit
Material – Gestaltung der Mitte:
• Blaue Tücher
• Kerze
• Federn
• Glasmurmeln
• Gummibänder
Einführung
• im Raum ankommen, still werden und die Mitte betrachten
• Lied „Let it be“ von Paul McCartney
• Kurze Erklärung zum Lied
• Erklärung:
– Let it be können wir mit „Lass es sein“ bzw. „Lass es geschehen“ übersetzen;
– dieses Lied soll jedem wieder Kraft und Orientierung im Leben geben;
– aber wie geht das, es sein zu lassen oder geschehen zu lassen;
– in der heutigen schnelllebigen Zeit ist genau das schwer;
– deshalb wollen wir in diesem Workshop uns mit der Perle der Gelassenheit beschäftigen.
Einleitung ins Thema
• Einstiegstext zur Perle
„Die himmelblaue Perle ist der Rastplatz im Leben. Hier in der Stille werden Lebenslust und Lebensmut geboren. Hier dürfen wir sein, ohne etwas zu tun. Hier gibt es keine Anforderungen. Genieße einfach.
Auf der anderen Seite der Wüste wartet die blaue Perle der Gelassenheit. Ein Platz, um sich auszustrecken und zu genießen. Oft fragen wir uns selbst: Was soll ich nun machen? Die blaue Perle fragt uns: Was kann ich weglassen? Während der blauen, sorglosen Augenblicke des Lebens schweben wir frei und nichts scheint uns schwer zu sein. Wie die Vögel unter dem Himmel. Gesegnete Augenblicke voller Frieden und Ruhe. Nimm diese Ruheplätze wahr. Das kann eine Stelle in der Natur sein oder ein Mensch, den du gerne magst. Wenn du die blaue Perle in der Hand hältst, fühlst du dich an einen Ort versetzt, wo die Lebenslust wohnt.“
• Gummibänder aus der Mitte nehmen
– das Gummiband anspannen und wieder ganz locker lassen
– mehrmals wiederholen
– Begleittext: „So ähnlich ist es oft in unserem Alltag: Es gibt Momente, in denen wir angespannt sind und es gibt Momente, in denen wir ganz locker sind und „chillen“ können.“
ca. 15 min
Erarbeitung
• jeder erstellt seinen eigenen Wochenplan (siehe Anhang Wochenplan)
• mit Farben kennzeichnen, wann die Belastung hoch ist
und wann man „chillen“ kann
• Austausch in Kleingruppen
• Austausch in der großen Gruppe
ca. 35 min
Bibeltext
• Matthäus 6, 25 – 34
• jeder liest einen Abschnitt
Schreibgespräch
• Sorge dich nicht um den morgigen Tag. Wenn ich das höre, dann…
Lied
• „Mit dir chillen“ von Revolverheld
ca. 15 min
Tiefenentspannung
• Körperübung zum Loslassen (siehe Anlage)
ca. 20 min
Abschluss
• blaue Perle in die Hand nehmen
• Kurze Runde, wo jeder sagen kann, was einem in dem Workshop gefallen hat bzw. was er auf seinen Weg mitnimmt.
ca. 5 min
Einheit: Perle der Nacht
Material – Gestaltung der Mitte:
• Schwarzes Tuch
• Kerze
• Kreuz
Einführung
• im Raum ankommen, still werden und die Mitte betrachten
• Lied „Nur zu Besuch“ von den Toten Hosen
• Assoziationen zur Mitte äußern
• Einstiegstext zur Perle
„Die Perle der Nacht steht für das Schwerste im Leben, Angst und Zweifel, Furcht und Verlassenheit, das, was dem Leben Kraft und Mut entzieht. In ihr finden Sinnlosigkeit und Verzweiflung Platz, Angst vor dem Tod und Katastrophen. Gibt es Gott? Warum müssen wir sterben? Sperr die Fragen nach dem Dunkeln nichts aus. Es ist notwendig, vor dem Schweren innezuhalten. Es gibt Licht im Dunkeln, auch wenn wir das nicht immer wahrnehmen. Während der Nacht kommt es näher. Wenn du die Perle der Nacht umfasst, stellst du dich vor die Dunkelheit. Erinnere dich daran, dass es Gott auch in der schwärzesten Nacht gibt. Niemand ist verlassen.“
ca. 10 min
Impuls
• Taizémusik laufen lassen
• den Raum ein wenig verdunkeln
• Impulsfragen:
– Habe ich in meinem Leben schon Angst oder Verlassenheit verspürt?
– Welche Menschen, die ich geliebt habe, habe ich verloren?
– Warum lässt Gott so was zu?
• danach darf jeder ein Teelicht anzünden und in die Mitte stellen
• das ist der „Lichtblick“ im Leben
ca. 15 min
Bibeltext
• Lukas 22, 39-46
Austausch in Kleingruppen
– Was könnte Jesus in dieser Situation gut tun?
• Gruppen bilden und ein Standbild vom Ölberg darstellen
ca. 20 min
Kreative Phase
Kerzen gestalten
Es ist immer wieder wichtig, sich der hellen Momente im Leben bewusst zu sein. Jesus sagt zu uns „Ich bin das Licht der Welt“. Er möchte immer wieder Licht in unsere Dunkelheit bringen.
Als Zeichen dieses Lichts in unserem Leben steht eine Kerze.
Ihr seid nun eingeladen, diese Kerze für euch zu gestalten, damit sie euch auch in schweren Zeiten Licht spendet.
ca. 30 min
Abschluss
• Kerzen betrachten
• Lied „Der Weg“ von Herbert Grönemeyer
ca. 5 min