Wes Geistes Kind sind Sie?
Wes Geistes Kind bin ich?
Ich bin wie die meisten Menschen in Deutschland gegen den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Aber ich bin auch sehr dafür, dass die Ukraine sich und die Freiheit mit Waffen verteidigen kann, und zwar jetzt.
Ich bin dafür, dass die Treibhausgase in der Atmosphäre vermindert werden. Aber mir fällt es schwer, mein klimaschädliches Verhalten radikal zu ändern.
Ich bin entschieden für Reformen in meiner katholischen Kirche im Sinne der Themen des „Synodalen Weges“. Aber ich bezweifele, dass die institutionalisierte Kirche dafür genug Energie hat.
Ich mag die Feier der Sakramente und freue mich über schöne Gottesdienste. Aber ich sehe auch, dass immer weniger Menschen daran teilnehmen.
Mit diesen Problemen bin ich mehr ein Fragender als ein Antwortender. Ich bin ein Kind der Frage. Dieses Geistes Kind bin ich. Auf der Suche nach Antworten bete ich gerne einen nicht alternden Text. Es ist ein Gedicht, das am Pfingstfest gesungen oder gesprochen wird. Vielleicht beten Sie mit und entdecken sich persönlich als Kind des Heiligen Geistes, als einen Menschen, der sich und sein Reden und Handeln von diesem Geist prägen lassen will.
Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.
Pfingstsequenz, um 1200, zugeschrieben Stephan Langton, Erzbischof von Canterbury, Übertragung von Maria Luise Thurmair und Markus Jenny 1971
Pfingsten 2022 – Heiliger Geist, bitte wirke in allen Menschen!
Georg Schröder, Dechant im Dekanat Hochsauerland-Mitte