19.02.2022 00:00
Schmallenberg

linguistic distancing Was bitte?

Nein, das ist kein neues Wort. Nur die Übersetzung dessen, worüber ich schreiben möchte.

Wie geht es Dir? Diese Frage kennen wir alle. Unzählige Male haben wir sie schon gestellt oder gestellt bekommen. Wie geht es dir? Leider haben wir, die Gesellschaft, diese Frage zu einer Floskel gemacht, wie „Hallo“ oder „Guten Tag“. Wir meinen sie in den meisten Fällen nicht mehr ehrlich. Wir wollen nicht mehr wissen, wie es dem Anderen wirklich geht, sondern lediglich Small Talk machen. Angelehnt an social distancing könnte man dies wohl linguistic distancing nennen.

Ehrlich gestellt und ehrlich beantwortet kann diese Frage ein so guter Weg sein, dem anderen Menschen zu begegnen, wirklich zu begegnen. An so vielen Stellen im Evangelium macht Jesus es uns vor. Er schaut die Menschen nicht nur oberflächlich an, sondern er spricht sie an, schaut in ihr Herz, was sie auf dem Herzen haben. Und diesen Begegnungen folgt dann häufig Heilung oder Linderung der Not. Weil er es ehrlich meinte.

Aber wollen wir das? Wollen wir wirklich hören, dass es momentan nicht gut geht, dass jemand traurig oder wütend oder enttäuscht ist? Was können wir schon tun? Wir können ja doch nicht helfen. Manchen Menschen verschlägt es angesichts dieser Hilflosigkeit scheinbar ganz die Sprache und sie fragen lieber gar nicht mehr.

Wie schade. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie hilfreich und erleichternd eine echt gemeinte Frage nach dem Wohlbefinden für manche Menschen, und auch für mich, sein kann. Gerade in diesen Coronazeiten, wo viele allein sind, einsam, ängstlich oder sogar depressiv. Wie gut tut es, da gefragt zu werden und seine Sorgen in Worte zu fassen und jemandem anzuvertrauen, der sich wirklich interessiert.

Trauen wir uns. Nehmen wir uns die Zeit für unseren Nächsten. Tragen wir die Sorgen und Nöte, aber auch die Freuden ein Stück mit. Es braucht in dem Fall nicht einmal Worte oder die Lösung der Probleme, sondern nur das aktive Zuhören und Dasein. Und wenn Sie die Person sind, die gefragt wird: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wenn es sagt, dass die Frage ehrlich ist, antworten Sie. So können wunderbare Begegnungen passieren, die beide Seiten stärken.

Ich wünsche Ihnen ein begegnungsreiches Wochenende.

Sabine Jasperneite, Schmallenberg, Gemeindereferentin im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe